Blühender Lebensraum

Ergebnis eines naturverträglichen und sensiblen Umgangs

Schillingsfürst – Über sechzig Naturfreunde fanden sich kürzlich zu einer naturkundlichen Abendwanderung des Bund Naturschutz ein. Hauptziel war eine Streuobstwiese am Schillingsfürster Ortsrand, die der Bund Naturschutz seit den 1980er Jahren angepachtet hat und seither die notwendigen Pflegearbeiten mit speziellen Geräten, aber auch viel Handarbeit durchführt.

Orchideen auf heimischer Wiese unterhalb des Schillingsfürster Schlosses. Foto: bn

Orchideen auf heimischer Wiese unterhalb des Schillingsfürster Schlosses. Foto: bn

Die Hangwiese habe sich mittlerweile zu einem ökologischen Kleinod höchster Güte entwickelt, sagte BN-Kreisgeschäftsführer Helmut Altreu­ther. Der Artenreichtum der Fläche sei vor allem in botanischer Hinsicht enorm. Zum Beleg zeigte Altreuther den interessierten Naturfreunden blühende Exemplare von Wiesensalbei, Margerite, Wiesenbocksbart, Habichtskraut, Wiesenlabkraut, Teufelskralle, Wiesenflockenblume und viele andere Arten. Das „Highlicht“ stellten um die 500 Exemplare des „stattlichen Knabenkrautes“, einer augenfälligen Orchideenart dar. Diese und die meisten anderen Arten benötigen ungedüngte und damit magere Wiesen.

Diese Arten, früher ganz gewöhnliche Wiesenblumen, kommen auf intensiv landwirtschaftlich genutzten Wiesen schon lange nicht mehr vor, erläuterte Altreuther, weil sie den Bewirtschaftungsrhythmus mit starker Düngung und vier- bis fünfmaliger Mahd nicht vertragen. Dieser Blütenreichtum zu allen Jahreszeiten bedinge auch einen großen Artenreichtum an Insekten wie Tagfaltern, weil diese hier Blütenreichtum, Futterpflanzen für die Raupen und ungestörte Bereiche zur Verpuppung fänden. Der Bund Naturschutz sei daher in den letzten Jahren mit Hilfe von Spenden- und Fördergeldern verstärkt in den Ankauf solch sensibler Lebensräume eingestiegen.

Abschließend gewährten der Schillingsfürster BN-Aktive Gerald Bär und Helmut Altreuther den Teilnehmern Einblick in einen ehemaligen Eiskeller am Schlosshang. Etliche Teilnehmer kannten diesen noch als Spielplatz in ihrer Kinderzeit. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes zwischen der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes und dem Bund Naturschutz wurde dieser kürzlich als Fledermaus-Winterquartier optimiert. Dabei wurden im Innenbereich an der Decke eine Reihe Hohlblocksteine und an den Wänden Bi­berschwanzziegel angebracht.

Diese zusätzlichen Strukturen verbessern die Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse. Sie nutzen die unterirdischen Quartiere hauptsächlich für ihre Winterruhe zwischen November und März. Weil sie in dieser Zeit bei reduziertem Energiehaushalt äußerst störungsempfindlich seien, wurde die marode Eingangstür von einem Fachbetrieb durch eine Eisengittertür ersetzt. Dies sei bei allen Kellern Standard.

Die Fledermäuse und andere Tiere können jederzeit ein- und ausfliegen, unbefugtes Betreten und Störungen werden vermieden. Derzeit seien fast zwanzig ähnliche Objekte im ganzen Landkreis in Arbeit, erläuterte Alt­reuther. Großes Lob zollten Bär und Altreuther der Schillingsfürster Schlossverwaltung, die Eigentümer des begangenen und eines weiteren, deutlich größeren Kellers sind. Die Mitarbeiter waren nicht nur von Anfang an sehr aufgeschlossen, sondern arbeiteten auch selbst mit. ah

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