In der Region verwurzelt

Grundschule Oberscheckenbach blickt auf bewegte fünf Jahrzehnte zurück

OBERSCHECKENBACH – Sie ist ein Paradebeispiel für interkommunale Zusammenarbeit und gerechte Bildungschancen im ländlich geprägten Raum: Die Verbandsschule Oberscheckenbach mag zwar mit 100 Schülern relativ überschaubar sein, doch baulich und pädagogisch macht ihr keiner etwas vor. Am Sonntag feiert sie ihren 50. Geburtstag mit einem bunten, von den Schülern aktiv mitgestalteten Fest. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sie manchem Sturm getrotzt.

Die insgesamt 100 Grundschüler sind schon ganz gespannt auf den großen Geburtstag ihrer Schule. Foto: privat

Die insgesamt 100 Grundschüler sind schon ganz gespannt auf den großen Geburtstag ihrer Schule. Foto: privat

So war bereits ihre Gründung ein „Gewaltakt“, erinnert sich Robert Karr, der von 1990 bis 2014 Bürgermeister von Ohrenbach und damit Vorsitzender des Schulverbandes war. Der 1964 von der Gemeinde eingereichte Antrag eine Schule zu errichten, fand beim Landratsamt und der Regierung dermaßen großen Anklang, dass dieses nicht nur eine Grundschule, sondern gleich dazu eine daran angeschlossene Hauptschule wollte. In den umliegenden Gemeinden sah man die neue Schule zunächst mit gemischten Gefühlen, denn viele hatten schon ihre eigenen Räumlichkeiten für die Grundschulklassen. So war in Tauberzell damals gerade ein Gebäude neu für diesen Zweck hergerichtet worden.

Dennoch gründete man 1966 den Schulverband. „Es ist eine tolle Sache, dass man dieses Vorzeigeprojekt gemeinsam angegangen ist und das Kirchturmdenken dabei außen vor gelassen hat“, findet Robert Karr. Man überlegte zunächst die neue Schule im Zentrum des Einzugsgebietes, also in Reichelshofen, anzusiedeln, doch dann fand sich ein perfektes Grundstück in Oberscheckenbach, wo sie bis heute ihren Sitz hat.

Die überregional als Musterschule bezeichnete Bildungseinrichtung, mit Rektor Werner Lorenz an der Spitze, wurde 1967 eingeweiht. Der erste Jahrgang war gerade mal in die Sekundarstufe eingetreten, da zogen am Schulhorizont bereits dunkle Wolken auf. Denn mit der Fertigstellung der neuen Hauptschule in Rothenburg sollten nach dem Willen der Regierung von Mittelfranken die 7. bis 9. Klassen ab 1975 dort unterrichtet werden. Der Unmut darüber war bei den betroffenen Eltern groß, wie in einem Kapitel der 70-seitigen Festschrift nachzulesen ist, das der ehemalige Lehrer Erhard Reichert verfasste.

Der Antrag des Elternbeirats an die Regierung, die Verbandsschule Oberscheckenbach in ihrer bisherigen Struktur zu belassen, wurde letztlich abgelehnt und so bestand dort ab 1975 nur noch eine Grund- und Teilhauptschule (1. bis 7. Klasse). Die nächste einschneidende Entwicklung für die Einrichtung fiel in die Amtszeit von Robert Karr. Nachdem bereits im Schuljahr 2002/2003 aufgrund von sinkenden Schülerzahlen eine Kombiklasse eingerichtet werden musste, war es an der Zeit sich Gedanken zu machen, wie man die Schule erhalten könne.

Zwar bestand keine Gefahr, dass man die vom Schulamt geforderten 15 Schüler in der Eingangsklasse nicht mehr zusammenbekam. Doch Robert Karr war noch nie jemand gewesen, der abwartete wenn er konkreten Handlungsbedarf sah. Und so steht er bis heute zu seiner Entscheidung, in dieser Situation die Flucht nach vorne angetreten zu haben, indem er der Regierung anbot, die Teilhauptschule freiwillig abzugeben. Auch wenn ihn der eine oder andere Bürgermeisterkollege warnte, dafür von den Wählern bei der nächsten Wahl die Quittung zu bekommen.

Mit der Umstrukturierung zu einer reinen Grundschule ging 2004 auch der Beginn der Generalsanierung einher. „Wir können nicht immer nur sagen ,Bildung ist wichtig’, wir müssen auch investieren“, begründete Robert Karr damals dieses Großprojekt, dass sich über drei Jahre hinzog und etwa 2,5 Millionen Euro kostete. In insgesamt vier Bauabschnitten wurden, zum Teil während des Schulbetriebs, unter anderem die nicht mehr benötigten Fachräume zurückgebaut.

Auch die Turnhalle wurde erneuert, das Hauptgebäude innen und außen komplett saniert und die Außenanlagen angelegt. Das damals noch bestehende Gebäude mit der Wohnung für den Hausmeister wurde abgerissen. Dadurch konnte der Platz dafür genutzt werden, dass die Kinder sicher aus und in den Schulbus einsteigen konnten. Zuvor hielt er an der durch Oberscheckenbach führenden Kreisstraße. Dank der umfassenden „Schönheitskur“ sieht man der Schule ihr Alter heute nicht mehr an.

Schulstandort ist gesichert

Seit 2012 leitet Gudrun Hartl die Geschicke der Verbandsschule. In dieser Zeit setzte sie zusammen mit externen Partnern eine ganze Reihe neuer Schwerpunkte. Momentan besuchen 100 Kinder in fünf Klassen die Verbandsschule – die vierte Klasse ist noch zweizügig. Obwohl es im kommenden Schuljahr nur noch vier Klassen geben wird, sei der Schulstandort gesichert, ist Gudrun Hartl überzeugt. Das Schulteam besteht aus neun Lehrkräften, zwei Betreuungskräften sowie einer Bundesfreiwilligendienstlerin.

„An unserer Schule wird Musik groß geschrieben“, betont die Rektorin und weist auf das besondere Profil der Bildungseinrichtung hin. Gemäß der Überzeugung, dass Musikerziehung einen positiven Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder hat, erhalten diese in Oberscheckenbach eine fundierte musikalische Grundausbildung. So nehmen sie in der 1. und 2. Klasse im Rahmen des Musikunterrichts an dem „WIM-Projekt“ („Wir musizieren“) teil. Ebenso Pflicht ist es, dass alle Kinder lernen Blockflöte zu spielen.

Enge Kooperation

Ab der dritten Klasse haben sie dann die Möglichkeit, ein weiteres Musikinstrument zu erlernen. Seit dem Schuljahr 2013/2014 besteht eine enge Kooperation zwischen der Grundschule, den örtlichen Musikver-einen und der Musikschule Rothenburg. Dieses Projekt nennt sich „WiMuLa“ und steht für „Willkommen im Musikland Landwehr“. Während sich die Musikschule um den Instrumentalunterricht in der Grundschule kümmert, können die Musikvereine den jungen Musikern erste Auftrittsmöglichkeiten bieten und so gezielt Nachwuchsförderung betreiben.

Rektorin Hartl: „An unserer Schule wird Musik groß geschrieben.“  Foto: Scheuenstuhl

Rektorin Hartl: „An unserer Schule wird Musik groß geschrieben.“ Foto: Scheuenstuhl

Die Schule sieht das als Beitrag zur Erhöhung der Chancengerechtigkeit im Bildungssystem. Die Schüler kommen aus den vier Gemeinden Ohrenbach, Adelshofen, Steinsfeld sowie Langensteinach, das zu Uffenheim gehört. Da mehr als 90 Prozent der Kinder mit dem Bus zur Schule fahren, sind Angebote, die vor Ort in der Schule stattfinden für die Kinder in dem ländlich geprägten Schulbezirk sehr wichtig. Ebenso viel Wert legt man in der Verbandsschule auf das Einüben demokratischer Formen etwa durch Klassenratssitzungen, Schulversammlungen und Besprechungen zwischen den Klassensprechern und der Schulleitung.

Wo früher die reine Wissensvermittlung angesagt war, ist man heute dazu übergegangen, sich zunehmend mit dem Erwerb von Kompetenzen auseinanderzusetzen. Als Grundlage für ihre weitere Schullaufbahn wird den Schülern beigebracht, eigenverantwortlich zu lernen und zu arbeiten sowie ihre Fortschritte zu reflektieren. Die Verbandsschule Oberscheckenbach ist auch in Hinblick auf die Größe der einzelnen Räume und des Außengeländes sehr gut aufgestellt. Wenn eine Fee vorbeikommen würde, hätte Gudrun Hartl, die seit 1985 im Schuldienst ist, dennoch zwei Wünsche. Zum einen träumt sie von einer Wiederinbetriebnahme des Brunnens in der Aula. Und zum anderen sähe sie gerne die Klassenräume mit Whiteboards ausgestattet.

Während der Brunnen aufgrund der alten Leitungen ein Wunschtraum bleiben wird, sind die Whiteboards zumindest im Bereich des Möglichen – allerdings wohl nicht in den nächsten zwei Jahren, muss Johannes Hellenschmidt, Vorsitzender des Schulverbandes, die Hoffnungen dämpfen. Die vor zwei Jahren erfolgte Umstellung auf Nahwärme sowie die Einführung der „Offenen Ganztagsbetreuung“ habe viel Geld gebunden. Im nunmehr dritten Jahr nehmen 20 Schüler das Angebot von Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung bis 14 Uhr wahr.

Mit der Generalsanierung machte die Schule eine große Veränderung durch, findet der Ohrenbacher Bürgermeister, der selbst von 1990 bis 1996 dort zur Schule ging. Er habe sich dort gut aufgehoben gefühlt, so seine Erinnerung. Das Hausmeisterehepaar Kaspar habe zwar ein eher strenges Regiment geführt, doch sie seien immer zur Stelle gewesen wenn man etwas brauchte.

Zum runden Geburtstag versichert Johannes Hellenschmidt, dass „alle Mitgliedsgemeinden weiterhin hinter dem Konzept“ der Schule stehen. Die große Jubiläumsfeier an diesem Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst. Anschließend folgen Grußworte und ein Mittagessen. Ab 14 Uhr zeigen die Schüler ihr musikalisches Können und führen fränkische Volkstänze auf. Zudem gibt es ein Büchereiquiz, einen Flohmarkt sowie eine Ausstellung zur Geschichte der Verbandsschule. mes

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