Soziale Frage im Mittelpunkt
Maikundgebung gestern bei kühlen Temperaturen auf dem Grünen Markt in Rothenburg
ROTHENBURG – Mit einer engagierten Rede gegen fehlendes Engagement und Solidarität in unserem Land, gegen zu niedrige Renten und gegen ein System, das immer mehr in Gewinner und Verlierer teilt, hat sich gestern bei der Maifeier auf dem Grünen Markt Klaus-Dieter Winnerlein als zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Westmittelfranken gewandt.

Hose Alvares Romagero und Edil Trudis Pandero (von links) mit Klaus-Dieter Winnerlein. Fotos: Weber
Er bedauerte, dass die unbestrittenen gewerkschaftlichen Errungenschaften der älteren Generation wie Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall angesichts der auch bei dieser Kundgebung kaum noch vertretenen Jüngeren immer mehr unter die Räder zu kommen drohen. Es sei fraglich, ob das reiche, um die Zukunft zu gestalten.
Mindestlohn ungenügend
Dabei könnte viel erreicht und zum Positiven verändert werden, „wenn wir alle zusammenstehen“. In etlichen Punkten sei das Ziel noch immer nicht erreicht. Dazu zählt Winnerlein die Forderung gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei weiblichen und männlichen Beschäftigten. Den derzeitigen Mindestlohn nennt er ungenügend.
Die vorbereitete Musterrede des DGB legte der zweite IG-Metall-Bevollmächtigte von Anfang an auf die Seite und setzte zum diesjährigen Motto „Wir sind viele – wir sind eins“ seine eigenen Akzente.
Winnerlein kritisierte das politische Kastensystem von prekär und nicht prekär Beschäftigten. Die schlecht bezahlte Arbeit teile sich dann noch in befristete Verhältnisse und in Leih-arbeitsverhältnisse.
Dass ein Facharbeiter von seiner Rente seine Familie nicht mehr ernähren kann und in immer mehr Fällen mit Sozialhilfe aufgestockt werden muss, nennt der Gewerkschafter eine Schande für ein reiches Land wie unseres. Gleiches gelte für Sozialberufe mit den vielen Unterbezahlten und auch für die nicht adäquate Aufnahme von Flüchtlingen.
Sozialschmarotzer sind für ihn nicht etwa Bezieher von Arbeitslosengeld und weiteren Leistungen. Vielmehr bezieht er das auf IKEA und Co., die in unserem Land keine Steuern zahlen und zu allem Überfluss auch noch Fördergelder aus der Kasse der staatlichen Gemeinschaft abschöpfen. Auch sei nicht damit zu rechnen, dass die Banken die zu ihrer Rettung geleistete staatliche Unterstützung irgendwann einmal zurückerstatten.

Premiere für Ortsvorsitzende Simone Ehnes.
Bei den Bundestagswahlen im September gelte es genau zu überlegen, wo man das Kreuz setzt. Bei ihrer Premiere als DGB-OrtsVorsitzende an einer Maifeier unterstrich Simone Ehnes: Das diesjährige bundesweite Motto der Kundgebungen sei ein wenig auch ihr Lebensmotto. Die 42-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einer Fachweiterbildung zur Hygienefachkraft für Klinikhygiene betreibt seit ihrem 15. Lebensjahr ehrenamtliches Engagement in Kirche, Politik und Gewerkschaft. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Rothenburger DGB-Ortsverbands und begrüßt es, dass die soziale Frage diesmal in den Mittelpunkt gerückt wird.
Unter anderem konnte sie unter den Teilnehmern der Kundgebung Hose Alvares Romagero und seine Frau Edil Trudis Pandero aus Kuba begrüßen. Sie sind auf Einladung des DGB nach Deutschland gekommen. Romagero ist Deutschprofessor und sprach ein Grußwort, bei dem er die Verbundenheit unterstrich.
Vorausgegangen war der Kundgebung bei kühlen Temperaturen ein ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrerin Katharina Winkler und Pastoralreferentin Monika Angermeier. Mit dem Lied „Brüder zur Sonne“ klang die Maifeier aus. Der Blaskapelle Gebsattel leistete dabei die musikalische Unterstützung. -ww-
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