Hühner haben Hausarrest

Vogelgrippe führte zu angeordneter Stallpflicht für Geflügel in ganz Bayern

SCHILLINGSFÜRST – Zu lachen haben Hühner, wie es sprichwörtlich oftmals heißt, zur Zeit wohl weniger. Wegen der Vogelgrippe wurde in vielen Bundesländern eine Stallpflicht für Geflügel verhängt. Die Folgen dieser Sicherheitsmaßnahme sind für die Tiere und ihre Halter zu spüren.

Einige Gebiete werden genauer beobachtet.

Einige Gebiete werden genauer beobachtet.

Seit November besteht sie nun, die Stallpflicht für Geflügel. So versucht man den Kontakt zu potenziell infizierten Wildvögeln auszuschließen. Die Halter von Enten, Gänsen, Fasanen, Laufvögeln, Wachteln und den verschiedensten Hühnerarten müssen ihre Tiere seitdem in einem geschlossenen Stall oder unter einer dichten Schutzvorrichtung unterbringen, heißt es in einer Allgemeinverfügung des Landratsamtes Ansbach. Der Konsument merkt die Auswirkungen der Vogelgrippe an den leer bleibenden Plätzen für Freilandeier im Regal von sämtlichen Supermärkten. Doch für die Tiere selbst und ihre Halter sind diese viel grvierender. Gerade für Geflügelhalter, die ihre Tiere normalerweise draußen halten, bringt eine solche Vorsichtsmaßnahme große Veränderungen. Demnach hat der Hobby-Hühnerhalter Rainer Kolb aus Schillingsfürst seine 25 Hühner noch nie so lange „eingesperrt“. Man merkt, dass ihm das Wohl seiner Tiere sehr am Herzen liegt. Egal ob Hase, Meerschweinchen, Hahn oder Huhn – Rainer Kolb versucht jedem Tier so viel Platz und Auslauf wie möglich zu geben, wenn es das Wetter erlaubt. Wie bei vielen anderen Geflügelhaltern auch, verbringen seine Hühner die meiste Zeit im Jahr in einem Außengehege, wo die Tiere an der frischen Luft sind und viel Platz für sich haben. Dort können sie sich in Sträuchern verstecken oder im Boden scharren. Sie fressen Gras, Würmer oder kleine Sandkörner, die dem Magen beim zermahlen der aufgenommenen Nahrung helfen. All das ist in einem abgeschlossenen Stall nicht möglich. Zwar seien sie hier vor Füchsen, Mardern oder Habichten größtenteils geschützt, aber auch das Licht und die Sonne fehlen den Hühnern extrem, meint Rainer Kolb. Denn sobald die Sonne zu scheinen beginnt, fangen seine Hühner für gewöhnlich die Strahlen ein, indem sie sich auf dem Boden ausbreiten und ihre Wärme genießen  – in diesem Jahr konnten die Hühner jedoch noch keinen Sonnenstrahl erhaschen.

Noch kein Ende in Sicht: Die Stallpflicht für Geflügel besteht weiterhin. Fotos: Haas

Noch kein Ende in Sicht: Die Stallpflicht für Geflügel besteht weiterhin. Fotos: Haas

Im näheren Umkreis von Rothenburg befinden sich an einigen Ortseinfahrten der Hauptverkehrsstraßen Schilder zur Geflügelpest, wie die Vogelgrippe auch bezeichnet wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass in diesen Orten bereits Tiere mit dem Erreger infiziert wurden. Nach Bekanntmachung des Landkreises Neustadt-Bad Windsheim wurde im Januar ein Fall der Geflügelpest in einem Ortsteil von Burgbernheim festgestellt. Daraufhin wurde um den betroffenen Stand im Umkreis von bis zu drei Kilometern ein Sperrbezirk errichtet. Im Umkreis von bis zu zehn Kilometern legte man Beobachtungsgebiete fest. Im Rothenburger Umkreis fallen demnach unter anderem Schweinsdorf, Binzwangen, Ohrenbach oder Windelsbach in den Radius der Beobachtungsgebiete, wie es in einer Mitteilung des Landratsamtes heißt. Geflügelbestände in diesen Gebieten sind unter amtlicher Beobachtung und unterliegen strengeren Auflagen. Nach Informationen des Landratsamtes sind die Beobachtungsgebiete inzwischen wieder aufgehoben, die Schilder stehen jedoch an manchen Ortseinfahrten immer noch. Die allgemeine Stallpflicht hingegen besteht auch weiterhin. Eine solche Verordnung wirft häufig die Frage auf, ob Freilandhalter überhaupt auf eine solche Situation vorbereitet sind und die räumlichen Möglichkeiten haben, ihre Tiere für einen längeren Zeitraum in einer geeigneten Behausung zu halten. Rainer Kolb erklärt, dass das normalerweise kein Problem sei, da Hühner die Nacht im Inneren verbringen und in den kalten Monaten sowieso einen Stall brauchen. Hierbei scheint ersichtlich, dass die Größe eines solchen Stalles jedoch nicht mit der eines Freilandgeheges zu vergleichen ist. Bei rund 160 Hühnern nimmt die Verordnung zur Stallpflicht auf dem Bauernhof der Familie Siller aus der Ziegelhütte schon ganz andere Dimensionen an. So erzählt auch Elisabeth Siller, dass es ihr für ihre vielen Hühner sehr leid tue, nicht wie gewohnt nach draußen zu dürfen. „Unser Stall ist zwar groß, aber eben nicht darauf ausgelegt, dass die Tiere die ganze Zeit nur eingesperrt sind“, erklärt sie. Denn normalerweise können sich die Hühner auf einer Wiese, die mehr als genug Platz biete, frei bewegen. Dass auch Tiere wegen eingeschränkter Bewegung, fehlender frischer Luft und der überwiegenden Dunkelheit im Stall bedrückt wirken, ist kein Wunder. Zwar seien seine Hühner das Stallleben durchaus gewohnt, weil sie im Winter und vor allem, wenn Schnee liegt, sowieso kaum im Außengehege sind, sagt Rainer Kolb, jedoch bestehe im Normalfall wenigstens ab und zu die Möglichkeit um rauszugehen.

Die Stallpflicht zwingt die Halter dazu, die Tiere schon seit fast vier Monaten einzusperren. Jedem, der sich an diese bayernweite Verordnung nicht hält, drohen Strafen – egal ob man gewerblich als Landwirt, im Großbetrieb oder ganz privat auch nur wenige Hühner hält. Während sich die Stallpflicht bei Hühnern noch relativ „einfach“ umsetzen lässt, sieht es bei anderen Geflügelarten anders aus, meint Rainer Kolb. Er selbst findet es im nachhi-nein weniger schlimm, dass seine Enten von einem Fuchs geholt wurden. „Enten im Stall zu halten, das gibt eine unglaubliche Sauerei“, sagt er. Denn diese Tiere brauchen Wasserstellen zum „planschen“, was in einem Außengehege kein Problem darstellt, innen jedoch mit viel Aufwand verbunden ist. Ob bald ein Ende der Stallpflicht in Sicht ist, bleibt abzuwarten. Von ihrem Geflügelhändler weiß Elisabeth Siller, dass wohl noch jede Woche neue Fälle der Vogelgrippe entdeckt werden. Dass die Frist „ungefähr bis Fasching“ anhalten würde, wie Rainer Kolb aus den Medien erfahren hat, sei also aussichtslos. Die Familie Siller habe von einer Erweiterung der Stallpflicht bis Ostern gehört. Auch wenn die Zeit für die langersehnte Aufhebung der Stallpflicht bereits reif wäre, müssen sich sowohl die Halter und die Tiere noch gedulden. ah

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