„Aufzugsstadt“ weiter ausbauen

Die Narrenwirtschaft blüht: Vorgänge in der Kleinstadt unterhaltsam aufbereitet

ROTHENBURG – Die Butz-Faschingsnarren sind kompromisslos in der Sache und ihrer Zeit voraus in der politischen Mitbestimmung. Das leidige Namensproblem um das neue Bauwerk vor dem Spitaltor ist gelöst.

Ansammlung von Exzentrikern: Bei der neuen Komödie der kultigen „Addams Family“ nehmen die  Dinge ihren chaotischen Verlauf.

Ansammlung von Exzentrikern: Bei der neuen Komödie der kultigen „Addams Family“ nehmen die Dinge ihren chaotischen Verlauf.

Vom Geistesblitz getroffen hat die Gruppe mit Narrenfreiheit und weitreichenden Entscheidungen ihre Wahl getroffen. Die „Busparkplatz-Mehrfachturnhalle“ könnte nicht nur zum lokalen, sondern auch nationalen Symbol für Sport und Kultur werden – für Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Gesinnung. Das markante geografische Objekt im südlichen Teil der Stadt ist barrierefrei und – was höchst erstaunlich ist – die Politik muss draußen bleiben. Dies ist das klare, sichere Selbstverständnis fränkischer Verhältnisse. Das Motto des Abends „Geistertrunk im Meisterbutz“ spielte auf den Führungsstreit beim Festspiel an, der in der Narrenhochburg am Kapellenplatz in einer eigenen Inszenierung durch die Mangel gedreht wurde. Der ausgeheckte Plan sah vor „Butz-Faschings-Weltkulturerbe“ zu werden. Daraus wurde ein unfassbares Gebaren: Gegeneinander statt Miteinander. Sogar die Garderobieren des Festspiels, gespielt von Hilde Kistenfeger und Edith Hümmer, mischten bei der Diskussion mit und zogen in Erwägung, Eintritt an den Stadttoren zu verlangen, um die Kostümkiste aufzufüllen. Sie spotteten über „postfaktische Politik“ bei der nicht Fakten im Mittelpunkt stehen – und über die Aufwertung Rothenburgs als „Aufzugstadt“ zur Personenbeförderung. Selbst vor dem Rathaus mache der Anbau nicht halt: „Der OB ist 60 Jahre alt geworden und braucht die Aufzugskabine deshalb auch.“

Ein Coup mit viel Getöse: Einzug der alternativen Festspielgruppe. Fotos: Schäfer

Ein Coup mit viel Getöse: Einzug der alternativen Festspielgruppe. Fotos: Schäfer

Wer nicht auf den Mund gefallen ist, hat gute Karriere-Chancen. Dies stellten Sandra Wittmann und Sabine Hassel in einem Zwiegespräch mit dem eigenen Gewissen unter Beweis. Wer kennt nicht den Zwiespalt zwischen Gut und Böse, der in jedem von uns steckt. In manchen Situationen sitzen Engel und Teufel auf den Schultern und symbolisieren das Ringen zwischen den beiden möglichen Entscheidungen. „Spieglein, Spieglein in der Hand, wer ist die beste Vorsitzende im ganzen Land?“ Beim Festspiel ist der Posten neu vergeben, aber die Leitung in der Kita am Herterichweg ist noch frei. „Da suchen sie nach eineinhalb Jahren schon die vierte Führungskraft. Das ist kein Job mit Zukunft.“ Der Nachwuchs der vereinseigenen Butz-Faschingszeitung gab ein gelungenes Debüt. Reporter Christoph Kraus griff gesellschaftlich relevante Themen auf und fühlte dem wortgewandten Möchtegern-Vorsitzenden der Butz-Faschings­gesellschaft (Udo Winkel) auf den Zahn. Als Ergebnis seiner Recherche konnte er die Neuigkeit vermelden von der Idee die Turnhalle um eine Reithalle zu erweitern. Neidlos musste der amtierende Butz-Chef (Hans Kraus) anerkennen: „Das nenne ich ein schlüssiges Konzept. Der Mann hat große Chancen bei der Wahl.“ Dann tauchte die bizzare „Addams Family“ auf, bekannt aus der gleichnamigen Comedyserie, die das Genre der Fantasie- und Horrorfilme parodiert. Der exzentrische Clan brach eine Diskussion vom Zaun. Hintergrund waren Streitigkeiten um die Vorherrschaft vom „Geistertrunk im Meisterbutz“: „Es wird frisches Blut gebraucht.“ Vater Gomez (Juan Paton) versuchte seine Machtposition gegen die aufmüpfigen Familienmitglieder zu verteidigen. Es entspann sich ein heftiger Wettstreit um das letzte Wort in Sachen Namensgebung der neuen Mehrzweckhalle. Die Parteien blieben uneins. Die Einladung zum Szene-Drink „Bloody Mary“ an der Bar stimmte alle versöhnlich. Ein Abend mit Happy-End. Die Zuschauer sparten nicht mit Applaus. Die närrische Nacht dauerte bis in die Morgenstunden. Die spiellaunige „Sixbag“-Band legte sich richtig ins Zeug und spielte schließlich einen stimmungsvollen Schlussakkord. sis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*