Erfolg nach langer Wartezeit

Theatergruppe „Schau mer X“ zeigte erstklassige Leistung bei der Premiere

ROTHENBURG – Die Theatergruppe „Schau mer X“ der Diakonie Neuendettelsau zeigte am Wochenende in der Reichsstadthalle erstmals ihr neues Stück „RaumZeit- und Herzsprung“. Die Premiere unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Walter Hartl begeisterte 350 Zuschauer.

Selbst der Dorfweise (re.) kann die Differenzen zwischen Eltern und Kinder nicht überbrücken.

Selbst der Dorfweise (re.) kann die Differenzen zwischen Eltern und Kinder nicht überbrücken.

„RaumZeit- und Herzsprung“ ist wieder ein selbst entwickeltes Stück der Darsteller aus dem Raum Obernzenn/Rothenburg. Bereits seit 2004 besteht die Theatergruppe um Heike Pfänder (Spiel- und Theaterpädagogin) und Heidemarie Metzger (Heilpädagogin). Jeden Freitagnachmittag trifft man sich zur gemeinsamen Probe in Mitteldachstetten. Während der restlichen Woche arbeiten die Schauspieler in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

In „RaumZeit- und Herzsprung“ geht es unter anderem um die Grenzen von Realität und Fantasie. Die Hauptfigur, Juliett Montagzu (Heidemarie Metzger), gelangt ohne es zu wollen aus dem Märchen des besten Geschichtenerzählers der Welt (Johannes Wagner) in die Realität. Das Märchen beschreibt die zerstrittenen Familien Montagzu und Kapulet und lehnt sich an die Tragödie ­Shakespeares an, ohne sie zu kopieren.

Die Kinder Willi und Juliett verlieben sich und müssen einige Hürden nehmen, um zusammen sein zu können. Darunter fällt zum einen die Beschattung durch die Chefagentin Missis Mörtel (Ute Heidingsfelder) und ihrer Agenten (Hans-Otto Enzelberger und Manfred Bögner). Das größere Hindernis sind jedoch Mutter Margarete Kapulet (Franziska Holland-Moritz) und Vater Richard Montagzu (Hans Kienappel), die an ihren alten Denkweisen festhalten.

Marie und Lorenz Montagzu (Jasmin Ebert und Johannes Wagner) wollen zwar helfen, trauen sich jedoch nicht, sich gegen das Gebot des Onkels beziehungsweise Vaters aufzulehnen. Nicht einmal der Dorfweise (Peter Weinisch) kann die Differenzen überbrücken. Letztlich hilft er aber mit seiner Schülerin Siddi (Heike Pfänder), den flüchtigen Willi Kapulet (Johannes Heidingsfelder) zu verstecken.

Chefagentin Missis Mörtel hat ihre beiden Mitarbeiter bestens im Griff.Fotos: Castelo

Chefagentin Missis Mörtel hat ihre beiden Mitarbeiter bestens im Griff. Fotos: Castelo

Wesentlicher Inhalt des Stücks sind immer persönliche Meinungen der Darsteller. Nicht jeder von ihnen versteht die Komplexität des ganzen Stückes. Aber jeder weiß, was seine Absicht in seiner Szene und Rolle ist. Es gibt zudem Spieler, die sie selbst bleiben. Auch sie wissen um ihre Absicht und um ihre Funktion im Stück. In der Regel dauert es etwa ein Jahr von der Idee bis zur Aufführung. Dieses Mal teilte sich die Gruppe die Probenräume mit Flüchtlingen, von denen zwei mitprobten. Aufgrund anderer Verpflichtungen hörten sie jedoch wieder auf, so dass das Stück geändert werden musste. Daher dauerte es dieses Mal beinahe eineinhalb Jahre bis zur Premiere in Rothenburg, zu der weitaus mehr Besucher kamen als man sich erhoffte.

In Anbetracht des begeisterten Publikums hat sich diese Wartezeit mehr als gelohnt. Bühnen-Neulinge und die erfahreneren Darsteller haben eine erstklassige Leistung gezeigt, sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und ungeplante Ereignisse mit professionellem Improvisationsgeschick gemeistert. Freudig nahmen sie rote Rosen von Oberbürgermeister Hartl und stellvertretend für den Bezirkstagspräsidenten von Christa Naaß entgegen. cas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*