Schon wieder zu klein

Kindertagesstätte ausgebucht

ROTHENBURG – Vielleicht hätte man die neue Kindertagesstätte am Herterichweg von Anfang an mit vier Gruppen ausbauen sollen. Aus Kostengründen entschied sich der Stadt­rat für eine reduzierte Lösung und muss jetzt nachbessern. Die erst im Juni 2015 in Betrieb gegangene Einrichtung ist bereits ausgelastet und bedarf einer Erweiterung. Gespart wurde unterm Strich nichts. Im Gegenteil.

Bedarf an Kita-Plätzen steigt weiter: Der neue Kindergarten im Heckenacker muss schon wieder erweitert werden.       Foto: Schäfer

Bedarf an Kita-Plätzen steigt weiter: Der neue Kindergarten im Heckenacker muss schon wieder erweitert werden. Foto: Schäfer

Stadtbaumeister Michael Knappe war von vornherein für die Komplettlösung mit vier Gruppen. Die Architektur mit den funktionalen Gebäudeteilen in Würfelform wurde so konzipiert, dass eine Erweiterung problemlos möglich ist. Der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen im Stadtgebiet ist weiter gestiegen: durch Zuzüge und mehr Geburten. Auch eine stattliche Anzahl auswärtiger Mütter, die in Rothenburg berufstätig ist, nutzt die örtlichen Kita-Plätze für die bessere Vereinbarkeit ihres Tagesablaufes.

In der neuen Kindertagesstätte am Herterichweg sind die Betreuungsplätze rar. 37 Kinder stehen auf der heißbegehrten Warteliste. Die beiden Krippengruppen mit ihren insgesamt 24 Plätzen als auch die Kindergartengruppe, in der 26 Kinder einen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen, sind ausgebucht. Träger der Einrichtung ist die Arbeiterwohlfahrt, ein Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege, der auch den Kinderhort im Topplerweg betreibt.

Nach einem „holprigen“ Start in der neuen Kita mit überraschendem Leitungswechsel und danach übergangsweise einer kommissarischen Führung, fand sich mit Yvonne Hüttinger eine Lösung für Kontinuität. Sie war zuvor in einer Erlanger Awo-Kita tätig. Zu ihrer eigenen Überraschung bekam sie ein interessantes Jobangebot in Oberasbach, das näher an ihrer Heimatstadt liegt und ihre Fahrzeit zum Arbeitsplatz verkürzt. Man kann es ihr nicht verdenken, dass sie die berufliche Perspektive beim Schopf packt. Doch ihre Nachfolgeregelung ist gar nicht so einfach. Es herrscht Fachkräftemangel am Markt. Die Stellenausschreibung fand bisher nur geringe Resonanz. Es wird weiter nach einer Lösung gesucht.

Um einen Anhaltspunkt über den Betreuungsbedarf in den Kindertagesstätten zu bekommen, hatte die Stadt über 1100 Fragebögen zur statistischen Erhebung verteilt. Aber der Rücklauf sei spärlich gewesen und damit wenig repräsentativ, heißt es.

Kita-Plätze sind begehrt

Wenn Freunde und Bekannte dazu raten, sich möglichst schon in der Schwangerschaft um einen Kita-Platz zu bemühen, klingt das für viele werdende Eltern geradezu absurd. Das Kind ist noch nicht einmal auf der Welt, doch schon soll man sich für die passende Betreuungsform entscheiden und mit den unterschiedlichen pädagogischen Stilen auseinandersetzen. Schließlich soll das Kind die richtigen Rahmenbedingungen erhalten. Eine gute Vorbereitung lohnt sich.

Kinder ab dem ersten Lebensjahr haben seit 1. August 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Auch in Rothenburg ist es schwierig, alle Kinder unterzubringen. Die Stadt behalf sich, in dem sie Kinder an benachbarte Kitas in Gebsattel und Steinsfeld oder eine Betreuung bei einer Tagesmutter vermitteln konnte.

Bei der jüngsten Stadtratssitzung kam zur Sprache, dass es den ersten Fall gegeben hat, wo kein passender Kitaplatz gefunden werden konnte. Eltern können von der Stadt angebotene Betreuungsplätze nur unter bestimmten Umständen ablehnen. Etwa dann, wenn der Weg dorthin zu weit ist. In verschiedenen Gerichtsurteilen wurde als „zumutbare Entfernung“ maximal fünf Kilometer oder dreißig Minunten Fahrzeit beziehungsweise Fußweg definiert.

Wenn Eltern ein Angebot ablehnen, müssen sie es plausibel begründen. Wer einen zumutbaren Kita-Platz ablehnt, verliert den Rechtsanspruch darauf. Die kommunalen Spitzenverbände haben allerdings festgestellt, dass es bei dem im Gesetz verankerten Rechtsanspruch nicht nur um die frühzeitige Förderung der Kinder geht, sondern auch um „die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

Mittel freigegeben

Für die Erweiterung der Kindertagesstätte am Herterichweg um eine vierte Gruppe hat der Stadtrat jüngst die notwendigen Finanzmittel im Vorgriff auf den Haushalt 2017 für die Planungsleistungen an das Architekturbüro Jechnerer in Herrieden freigegeben. Es war bisher schon am Bau federführend tätig in Abstimmung mit dem Stadtbauamt.

Die Geamtkosten für den Erweiterungsbau belaufen sich auf rund 700000 Euro und sind bereits im Etat 2017 enthalten. Der Stadt­rat beschäftigt sich momentan mit dem von der Kämmerei übersichtlich aufbereiteten Zahlenwerk für das laufende Jahr und stellt die Weichen für die künftige Entwicklung.

Das erst im letzten Jahr frisch angelegte Außengelände der Kita mit Rollrasen und Spielgeräten schrumpft durch den Erweiterungsbau zusammen. Es war schon für die große Lösung konzipiert und muss deshalb nicht neu gestaltet werden. Die Beeinträchtigungen durch die Baustelle hätte man sich sparen können, wenn man gleich die Variante mit den vier Betreuungsgruppen gewählt hätte. Jetzt rächt sich offensichtlich das Sparmodell. sis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*