Ein einzigartiger Kenner der Stadtgeschichte

Dr. Ludwig Schnurrer darf diesen Sonntag seinen 90. Geburtstag feiern – 42 Jahre lang Mitherausgeber der „Linde“

ROTHENBURG – Er ist der  Geschichtsforscher und Geschichtsschreiber der letzten Jahrzehnte in Rothenburg. Diesen Sonntag feiert  Dr. Ludwig Schnurrer seinen 90. Geburtstag. Der langjährige nebenamtliche Stadtarchivar und Herausgeber der Beilage „Linde“ im Fränkischen Anzeiger setzte mit seinen Veröffentlichungen Akzente.

Dr. Ludwig Schnurrer. Foto: Weber

Dr. Ludwig Schnurrer. Foto: Weber

Große Begeisterung und enormes Interesse für Historie wurden ihm sozusagen in die Wiege gelegt. In Dinkelsbühl als Sohn eines Polizeibeamten in der damaligen Polizeistation am Weinmarkt geboren, wuchs schon in frühen Jahren sein Interesse an der Vergangenheit. Der damalige Dinkelsbühler Dekan förderte diese Gabe. Schon in jungen Jahren schrieb Ludwig Schnurrer ­Beiträge für die Heimatzeitung „Der Wörnitzbote“.

Nach seiner Schulzeit in Dinkelsbühl und Nördlingen wurde er als Luftwaffenhelfer nach Augsburg berufen und hatte im Reichsarbeitsdienst an der ungarischen Grenze in Österreich zu dienen. Als Soldat geriet er bei einem Einsatz in der Nähe von Bad Mergentheim in amerikanische Gefangenschaft, die er in Marseille verbringen musste.

Ein Jahr später durfte er in seine fränkische Heimat zurückkehren und begann im September in München das Studium für das Lehrfach an Gymnasien in Deutsch, Geschichte und Englisch. München, Neumarkt und Dinkelsbühl waren die ersten Stationen im Schuldienst, 1964 kam er dabei nach Rothenburg, übernahm von Anfang an im Nebenamt auch das Stadtarchiv, das er immerhin bis 2000 führte und prägte. Zeitgleich trat er auch in den Verein Alt-Rothenburg ein und erhielt auf Anhieb einen Sitz im Ausschuss. Von 1967 bis 2009 war er als Mitherausgeber der lokalhistorischen Beilage „Linde“ im Auftrag des Vereins Alt-Rothenburg für rund 500 Ausgaben verantwortlich.

„Sein Lebenswerk spricht für sich,“ befinden Vorstand und Ausschuss des Vereins sowie „Linde“-Redaktion. Sie verweisen dabei auf Schnurrers Markenzeichen: „Sorgfältige, präzise Quellenedition verbunden mit kenntnisreicher Analyse und schwungvoller Darstellung.“

Vor 15 Jahren wies ein Verzeichnis seiner Publikationen schon 107 Titel aus. Dabei waren die vielen „Linde“-Beiträge noch nicht einmal mitgezählt. In der Zwischenzeit sind jede Menge Veröffentlichungen hinzugekommen. Als Schmankerl für Geschichtsinteressierte gilt sein zweibändiges Urkundenbuch von Rothenburg für die Zeit von 1182 bis 1400. Damals erlangte die Stadt, zuletzt unter Toppler, größte Bedeutung und Macht im mittelalterlichen Gefüge der fränkischen Gauen.

Ein geschätztes Kompendium zur Stadthistorie stellen Aufsätze in drei Sammelbänden dar: „Rothenburg im Mittelalter“ (1997), „Rothenburger Profile“ (2002) und „Spätlese“ (2010). Eine der jüngsten Veröffentlichungen (2014) behandelt „Rothenburger Maler und Kupferstecher im 17. und 18. Jahrhundert“. Forschungsschwerpunkt für Dr. Schnurrer: Stadtgeschichte, bezogen auf die fränkischen Reichsstädte. Promoviert hat er 1953 mit der 475 Seiten umfassenden Arbeit „Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssysteme der Herzöge von Niederbayern von 1255 bis 1340.“

Im selben Jahr lernte er im Neumarkter Kammerchor seine spätere Frau Rita kennen. 1958 heirateten beide. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Mit seiner Frau verbindet Dr. Schnurrer die Liebe zum Chorgesang und zur Musik. Mit Freuden und Begeisterung sind beide im Chor St. Johannis aktiv.

Als besonderes Hobby pflegt Dr. Schnurrer in der Werkstatt im Keller seines Hauses die Buchbinderei. Georg Wild, lange Zeit sein Mitarbeiter im Stadtarchiv, hat bei ihm das Interesse dafür geweckt und ihn richtiggehend dafür begeistert. Er fühle sich gut und freue sich auch in diesem Alter noch im Besitz seiner Sinne und seiner kognitiven Fähigkeiten zu sein, merkt Dr. Schnurrer beim Gespräch mit unserer Redaktion schmunzelnd an.

Der Verein Alt-Rothenburg sowie der „Fränkische Anzeiger“ mit Verlag und Redaktion gratulieren herzlich zum Geburtstag, verbunden mit den besten Wünschen für noch viele Jahre bei bester Gesundheit und solch wachem Geist. -ww-

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