Sterbeurkunde vom Sofa aus

Behördliche Dienstleistungen und allgemeine Informationen in der digitalen Welt

ROTHENBURG – Die voranschreitende Digitalisierung der verschiedenen Lebensbereiche macht auch vor Rothenburg nicht Halt. In der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses gab Petra Reihs, städtische Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, den Mitgliedern einen Einblick, wie sich die behördlichen Dienstleistungen in naher Zukunft ins Digitale verlagern werden und wie die offizielle Homepage der Stadt angenommen wird.

Die offizielle Homepage der Stadt hat im Jahr durchschnittlich 3,5 Millionen Zugriffe.

Die offizielle Homepage der Stadt hat im Jahr durchschnittlich 3,5 Millionen Zugriffe.

Eine Aufgabe, die neben der Flüchtlingsthematik viele Kommunen und andere Gebietskörperschaften vor besondere Herausforderungen stellt, ist die Umstellung ihrer Tätigkeitsbereiche von Papier aufs Digitale. „E-Government“ ist dabei das Wort der Stunde. Damit ist der zielgerichtete Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Erfüllung von Verwaltungsaufgaben gemeint.

Der Freistaat Bayern legte hierfür die Digitalisierungs-Strategie „Montgelas 3.0“ auf, in der Hoffnung somit die Leistungsfähigkeit und Effizienz der Verwaltung zu erhöhen und gleichzeitig Bürokratie abzubauen. Durch die entsprechenden Gesetze von Bund und Bundesland hat der Bürger diesbezüglich einklagbare Rechte. So muss unter anderem der elektronische Zugang zur Verwaltung und elektronisches Bezahlen möglich gemacht werden.

Rothenburg hat beispielsweise mit dem digitalen Ratsinformationssystem schon seit längerem einen wichtigen Schritt ins Dititalzeitalter gemacht. Mittels des Bürgerservice-Portals besteht auch die Möglichkeit, Anträge an die Kommune online zu erfassen und direkt an den zuständigen Sachbearbeiter weiterzuleiten. In Rothenburg werden zur Zeit 14 Dienstleistungen angeboten, die vollständig online abgewickelt werden können. So ließe sich etwa eine Sterbeurkunde vom Sofa aus beantragen, wie Petra Reihs anschaulich beschrieb.

Als freiwillige Leistung ist auch eine Online-Beantragung für einen Anwohner-Parkausweis möglich. Der digitale Müllkalender soll – neben der papierenen Version für die lieber noch in der analogen Welt beheima­teten Bürger – ebenfalls Realität werden. Nach dem „E-Government“-Gesetz müssen bis 2018 auch die elektronische Bezahlung angeboten sowie IT-Sicherheits- und Datenschutzkonzepte erstellt werden.

Digital auf dem Laufenden

Auch bei der Bereitstellung von Informationen über Rothenburg ist ein Auftritt im Weltnetz unerlässlich. Seit Mai letzten Jahres finden sich alle relevanten Daten auf der Homepage www.rothenburg.de. Im August wechselten die Inhalte des Rothenburg Tourismus Service von der bis dato eigenen Seite auf den Rothenburg Server. Interessierte können nun auf insgesamt 1800 Seiten (800 davon sogar in mehreren Sprachen) mit 3000 Bildern und Dateien die Tauberstadt virtuell erkunden. Die 220 Nachrichten-Einträge halten dabei ebenso auf dem Laufenden wie die 1200 im Kalender eingetragenen Veranstaltungen.

Über ein Analyse-Werkzeug lässt sich bis ins Detail untersuchen, wie die Rothenburg-Homepage genutzt wird: Entwicklungen der Seitenzugriffe im letzten Jahr, häufig besuchte Seiten, woher die Besucher kommen, wie oft und wie lange sie auf den Seiten bleiben, welche Seite sie als nächstes aufrufen und wie viele Seiten sie sich insgesamt ansehen. Auch das verwendete Endgerät und der Webbrowser kann man mit diesem digitalen Helferlein nachvollziehen.

Jährlich gibt es etwa 3,5 Millionen Zugriffe auf die Rothenburg-Homepage mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 4,1 Minuten. Ein Besucher schaut sich dabei im Mittel fünf Seiten an. „Gut beschäftigt“ war laut Petra Reihs ein Internet-Nutzer, der – und das ist der bisherige Spitzenwert – 1200 Rothenburg-Seiten am Stück durchforstete. Nur 30 Prozent verlassen die Webpräsenz der Tauberstadt nach nur einer Seite.

Im Dezember können aufs Jahr gesehen wegen des Reiterlesmarktes höhere Zugriffszahlen verzeichnet werden. Und auf die Wochentage bezogen herrscht der größte digitale Verkehr am Sonntag. Selbst der Samstag fällt dagegen ab. Beim Thema Messen und Märkte zieht die Herbstmesse mehr Besucher auf die Seite als die Sommermesse. Grundsätzlich informieren sich – auch bei den ausgewiesenen touristischen Inhalten – in der überwiegenden Mehrzahl Deutsche auf der Homepage.

Keine „Rothenburg-App“

Dr. Günther Strobl, SPD-Fraktionsvorsitzender, erkundigte sich, ob es angedacht sei, die Inhalte mittels einer Anwendungssoftware („App“) für Smartphones zur Verfügung zu stellen. Petra Reihs verwies darauf, dass dies „wahnsinnig aufwendig“ sei und die bisherigen Seiten bereits auf dem Smartphone gut dargestellt werden könnten.

Wieviel Zeit die im Vorzimmer des Oberbürgermeisters angesiedelte Referentin für Öffentlichkeitsarbeit auf die Pflege der digitalen Inhalte verwende, wollte UR-Fraktionsvorsitzender Hermann Schönborn einerseits wissen. Je nach Aufkommen, könne das manchmal auch ein ganzer Tag sein, antwortete Petra Reihs.

Andererseits monierte er die Qualität der (noch) einzigen Webcam, die momentan auf die Homepage der Stadt aufgeschaltet ist und einen Blick von der Ratstrinkstube auf den Marktplatz bietet. Man werde demnächst darüber mit der Firma sprechen, die die Kamera zur Verfügung stellt, hieß es daraufhin aus der Verwaltung. mes

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