Ein Familienprojekt

Gelungene Altbausanierung in der Kirchgasse

ROTHENBURG – Es war anders geplant und fand einen guten Ausgang mit neuen familiären Verflechtungen. Für die gebürtige Rothenburgerin Sonja Rüter und ihren Mann Horst Fechner war die Altbausanierung in der Altstadt Wagnis und Gewinn zugleich.

Ursprünglich suchten die in Ingolstadt beheimateten Eheleute nur eine Wohnung in Rothenburg und stießen dabei auf das Anwesen Kirchgasse 5. Es steht unweit des Elternhauses von Sonja Rüter. Ihr Bruder Axel betreibt das „Gotische Haus“. Sie arbeitet als Heilpraktikerin für Psychotherapie und steht in enger Verbindung mit ihrer Heimatstadt.

Baustelle vor dem sanierten Haus: Die Stadtwerke erneuern das Abwasser- und Kanalnetz.

Baustelle vor dem sanierten Haus: Die Stadtwerke erneuern das Abwasser- und Kanalnetz.

Das Altbauobjekt in zentraler Lage beherbergt drei Wohnungen und eine Gewerbeeinheit und besteht aus drei architektonisch reizvollen Gebäudenteilen mit Lichthof, Brunnen, umlaufender Galerie und großer Dachterrasse, auf die der Sandstein-Moses außen am Langhaus der Jakobskirche herunterschaut. Die Großmutter von Carl-Dieter Spranger stammte aus dem Haus. Schon bei der ersten Besichtigung war das Ehepaar Rüter-Fechner angetan vom Ambiente. Obwohl die Objektgröße eigentlich nicht in Frage kam, löste die Immobilie Empfindungen von der Vorstellung eines heimeligen Nestes in ihnen aus. Die beiden begannen, sich intensiver mit dem Bauobjekt zu beschäftigten. Zunächst vielversprechend, die Ernüchterung kam schnell genug. Die Maklerfirma machte einen Rückzieher. Ein anderer Interessent bot angeblich mehr Geld. Die Eheleute orientierten sich um und waren gerade dran an einem Objekt in München als Kapitalanlage, da klingelte das Telefon: Das Anwesen in der Kirchgasse wäre wieder frei.

So kam eines zum anderen. Sonja Rüter und ihr Mann erwarben das etwa sechshundert Jahre alte Haus, das ein ganzheitliches Sanierungskonzept erforderlich machte. Um die Jahrhundertwende beherbergte es eine Brauerei, von der die großen Eiskeller neben den Kreuzgewölben des Haupthauses im Keller stammen. Im Krieg haben diese Räume als Luftschutzräume gedient. Im weiteren Verlauf waren eine Drogerie, Einzelhandel und Galerie im gewerblichen Teil untergebracht. Verschiedene Brandherde im Dachgeschoss sind ebenfalls Zeugen der Vergangenheit. Die Erfahrungen der neuen Eigentümer mit dem erworbenen Denkmal waren nicht immer vorhersehbar. Da gab es einen Denkmalschutz, auch für die Innenbereiche, Vorgaben für die Fassadenfarbgestaltung und den Brandschutz, staatische Gegebenheiten und bauphysikalische Anforderungen. „Ich habe Demut gelernt“, sagt Horst Fechner.“ Heute, ein gutes Jahr später, ist er froh darum, auf viele Dinge geachtet zu haben. „Wir hätten nicht diese Liebe zu dem Haus, wenn wir nach unseren ursprünglichen Maßstäben gehandelt hätten“. Der begleitende Architekt, Andreas Konopatzki, brachte die Eheleute auf die Idee, im Erdgeschoss ein Café einzurichten. Als der Pächter seine ursprüngliche Absicht der Geschäftsübernahme änderte, rückte die Familie noch enger zusammen und nahm die Sache selbst in die Hand.

Familienverbund: Andy Krasser, Nadine und Yvonne Schäff, Horst Fechner, Sonja Rüter.

Familienverbund: Andy Krasser, Nadine und Yvonne Schäff, Horst Fechner, Sonja Rüter.

Die Töchter Yvonne und Nadine Schäff übernahmen die Geschäftsführung und zogen ins Haus mit ein, samt Lebenspartner Andy Krasser und Söhnchen. Bei den Bauarbeiten packte die ganze Familie kräftig mit an. Die Söhne Denny (Malermeister) und Nico Schäff (Zimmermann und Bautechniker) brachten sich im Bereich Malerarbeiten, Trockenbau und Konstruktion mit ein. Tochter Bianca Fechner ist Patin zur Café-Namensgebung „Lebenslust“. So lautet ihr persönliches Lebensmotto, das sie als Tattoo auf der Haut trägt. Horst Fechner nahm sich eine berufliche Auszeit von acht Monaten in seinem Ingolstädter Immobilienbüro, das er zusammen mit seinem Sohn Daniel betreibt und brachte seine handwerkliche Geschicklichkeit ein.

Aufgrund des Zustandes und der Größe des Objektes war weitere fachliche Unterstützung notwendig. Da traf es sich gut, ein Netzwerk im Handwerk zu haben. Silvester feierte die Familie schon im Café. An Pfingsten öffneten sich die Türen zum ersten Mal für die Öffentlichkeit. Die Testphase ist gut angelaufen und erfolgreich bestanden. Zur offiziellen Eröffnung lud die Familie am vergangenen Freitagabend Freunde, Bekannte und Ehrengäste ein, um am Ende der Bauphase herzlich Danke zu sagen. sis

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