Sensible Elektronik ist anfällig

Der Grund: Überspannungen überschwemmen das Leitungsnetz wie eine Flutwelle

ROTHENBURG – Welche gewaltigen Kräfte Blitz und Donner entladen, zeigen die durch Gewitter entstandenen Überspannungsschäden in der Jakobskirche. Auch die Elektronik der Franziskanerkirche nahm Schaden, aber in einem geringeren Ausmaß.

Ein starker Blitzeinschlag legte die Orgel der Jakobskirche lahm.          Fotos: Schäfer

Ein starker Blitzeinschlag legte die Orgel der Jakobskirche lahm. Fotos: Schäfer

Im Zeitalter der Elektronik kommen Überspannungsschäden immer häufiger vor. Die freigesetzte hohe Spannung und der Blitzstrom wird weitertrans­portiert, über alles was leitet. Der Blitz sucht sich immer den Weg, der ihm den geringsten Widerstand bietet und das Material, das am besten leitet. Die sichtbare Hauptentladung dauert nur eine Hundertstel­­-sekunde, doch die Stromstärke ist enorm.

Auf Nachfrage der Re­daktion schätzte Dekan Hans-Gerhard Gross die Schadenshöhe vorsichtig auf 50000 Euro. Versicherungseigene Sachverständige sind bereits dabei, die Dimension zu ermitteln und auch konkret zu beziffern. Die enorme Energie des Einschlags setzte nicht nur die elektronische Alarmanlage außer Gefecht, sondern die Orgel, Teile der Lautsprecheranlage, das Vollgeläut der sechs Glocken, die gesamte Telefonanlage mit entsprechend vielen Nebenstellen.

Die Verbindung in die Verwaltungsstelle, in das Düllhaus und in das Gemeindehaus sowie der Anschluss in der Jakobskirche war komplett tot und hatte Schaden genommen. Ein Blitzeinschlag brachte auch die Elektronik der Steuerung für die zwei Glocken in der Franziskanerkirche zum Erliegen. Dieses schädigende Ereignis wird als eher geringfügig eingestuft im Vergleich zum notwendigen Aufwand in der Jakobskirche.

Der Gleitstromrichter, der an der Rieger-Orgel dafür sorgt, dass die Register betätigt werden können, war hinüber und musste ausgetauscht werden. Dies ließ sich gar nicht so einfach bewerkstelligen, denn es handelt sich dabei um ein sehr spezielles Teil, das nicht serienmäßig hergestellt wird. Orgeln sind aufgrund ihrer verschiedenen Größen und Tonarten technisch unterschiedlich ausgestattet. Hinzu kommt, dass dieses elektrische Gerät in der Jakobsorgel noch aus dem Jahr 1968 stammt, als das Instrument auf der Empore eingebaut wurde. Aber inzwischen hat sich viel verändert bis zum heutigen Stand der Technik.

Im Zeitalter der Elektronik dehnt sich der Kreis der Besorgnis: Der Überspannungsschutz im Gebäudeinnern hat seine Grenzen.

Im Zeitalter der Elektronik dehnt sich der Kreis der Besorgnis: Der Überspannungsschutz im Gebäudeinnern hat seine Grenzen.

An der Jakobs-Kirche gibt es einen „Blitzableiter“, eigentlich müsste es besser „Blitzdurchleiter“ heißen. Außerdem befindet sich im Gebäudeinneren ein Überspannungsschutzgerät. Es hängt im Vorraum der Sakristei über dem Sicherungskasten. Das Bauteil zur Reduzierung der Stromstärke funktionierte viele Jahrzehnte zuverlässig. Jetzt zersprang es in tausend Teile. Es war der Urgewalt eines Blitzes nicht gewachsen. Eine schwarze Stelle an der Wand zeugt von dem jungen Phänomen. sis

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