Mit einer Premiere
Erstmals ist Pflegehilfekurs in Rothenburg im April gestartet
ROTHENBURG – Es war nicht nur für Hans-Peter Mattausch, der die „vereinigten“ Krankenpflegeschulen der ANmedio-Kliniken Rothenburg, Dinkelsbühl und Ansbach leitet, ein ganz besondererAugenblick. Zum ersten Mal konnte im Krankenhaus in der Tauberstadt eine einjährige Ausbildung in der Krankenpflegehilfe zum „Halbjahr“ Anfang April beginnen. Das sorgte für ein zwar überschaubares, aber doch interessiertes Teilnehmerfeld, das sich gute Chancen auf einen Arbeitsplatz zum Kurs-ende in einem Jahr oder zum Daraufsetzen einer fachspezifischen Ausbildung ausrechnen darf.

Hallo, Genosse Skelett: Die Teilnehmerinnen und der Teilnehmer des Pflegekurses auf Tuchfühlung mit dem Lehrobjekt. Foto: Weber
Die Einrichtung am Rothenburger Krankenhaus gehört zu den 8 von insgesamt 72 bayernweit, die diesen versetzten Einstieg in diesen Berufszweig im Rahmen eines Schulversuchs anbieten dürfen. Hans-Peter Mattausch ist stolz darauf, diesen Sonderstatus erreicht zu haben. Neben Rothenburg ist im Mittelfränkischen diese Variante nur noch in Nürnberg möglich. Im Unterfränkischen ist Würzburg der nächste Ort und in Baden-Württemberg Ulm. „Dazwischen gibt es nichts. Da tun sich für uns natürlich gewisse Chancen auf,“ betont der Schulleiter.
Im zweiten Stock
Neun Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer sind es, die sich mit Hans-Peter Mattausch auf den einjährigen Weg machen an diesem Vormittag im zweiten Stock des Rothenburger Krankenhauses.
Die weitaus meisten davon haben schon vor längerem die Fühler ausgestreckt nach dem pflegerischen Bereich, weisen entsprechende spezifische Schulungsvorgeschichte auf oder stammen in irgendeiner Weise aus der sozialen Sparte. Das verbindet Vanessa, Jasmin, Rosemarie, Christa, Shorena, Lisa und Michelle. Aber auch Kai-Nico ist dabei. Der junge Mann hat sich in der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker umentschieden und sieht nun seine Zukunft im pflegerischen Bereich. Der Kurs hier soll für ihn der Einstieg sein in eine Sparte, in der er sich wohler und besser aufgehoben fühlt.
Schulversuch
„Ich bin durchaus zufrieden,“ betont der Schulleiter angesichts der zur Premiere nicht gerade üppig anmutenden Resonanz. Mit einigem Aufwand ist die Kampagne für diese neue Variante betrieben worden. Anzeigen in der Tageszeitung, begleitende redaktionelle Beiträge dort, Internet und auch Podien der Agentur für Arbeit haben auf das neue Angebot aufmerksam gemacht.
Aber es ist nicht in erster Linie die Quantität, um die es hier geht, sondern die Qualität. Das macht Hans-Peter Mattausch klar. Ihm sei wichtiger, den Grundstein zu legen als dabei aus dem Stand gleich mit Zahlen zu beeindrucken bei der Neuerung. Aller Anfang ist schwer, aber er muss gemacht werden, wenn etwas erreicht werden soll. Offiziell läuft das alles hier im Rahmen eines Schulversuches.
Dass der Krankenpflegeschule in Rothenburg dieser weit und breit herausragende Sonderstatus eingeräumt wurde, sieht er als großen Erfolg, auf dem sich aufbauen lässt. Nicht nur weil der Einstieg zum Halbjahr Interessenten an die hiesige Einrichtung bringt, die sonst nicht so leicht kämen. Mattausch setzt auf Rekrutierung im Nahbereich. Es gibt großen Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflegehilfe und auch in der Krankenpflege an der Verbundklinik. Für so manche(n) aus dem hiesigen Bereich können sich vor diesem Hintergrund wohnortnahe berufliche Chancen und Perspektiven auftun.
Freilich weiß Hans-Peter Mattausch nur zu gut, dass es beim Image der Pflegeberufe durchaus Verbesserungsbedarf gibt. Die Arbeitszeiten sind unregelmäßig, oft nicht planbar und die Bezahlung nicht gerade üppig. Alles andere als beste Voraussetzungen für sein Anliegen, den Pflegeberuf positiv darzustellen. Aber er ist überzeugt: Das wird sich ändern. Die viele Arbeit, die in dieser Sparte zu erledigen ist und der relativ sparsam bestückte Markt an Kräften werden das aus seiner Sicht schon bald erzwingen. Es werde andere Regelungen geben müssen – bei den Arbeitszeiten und beim Gehalt. Bessere Bedingungen wären sicher einer der ganz entscheidenden Schlüssel für einen Wandel beim Image. Werden schon morgen die Menschen, die am Menschen arbeiten, ihn pflegen und für ihn sorgen, ganz anders dastehen als heute?
Fest steht, dass derzeit in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mehr Kräfte gesucht werden, als zur Verfügung stehen. Mit weiter auseinanderlaufender Tendenz. Wer einen Abschluss in der Tasche hat, darf mit besten Aussichten auf eine Anstellung im öffentlichen Klinikbereich oder bei anderen Trägern rechnen. Außerdem ließe sich mit der neuen Konstellation in Rothenburg ohne zeitlichen Versatz eine Ausbildung in der Krankenpflege draufsatteln. Abzweige in Spezialsparten wie Hebamme sind jederzeit möglich.
Der Klinikverbund ANregiomed tut mit seiner 2015 gegründeten Akademie der sieben Berufsfachschulen an den Standorten Rothenburg, Dinkelsbühl und Ansbach eine ganze Menge für den Nachwuchs und die Qualifizierung im pflegerischen Bereich. Hans-Peter Mattausch ist Direktor dieses gebündelten Angebots an schulischen Einrichtungen.
Zeitgleich mit dem einjährigen Kurs „Gesundheits- und Krankenpflegehilfe“ hat am Klinikum in der Tauberstadt jetzt auch ein dreijähriger Kurs für Krankenpflege begonnen. Insgesamt zwölf Interessenten sind mit von der Partie, auch in diesem Fall bis auf eine einzige Ausnahme alles Frauen. Während sich das Kursangebot bei der Krankenpflegehilfe auf 600 Unterrichtsstunden beschränkt, durchlaufen sie ein Schulungsprogramm mit 820 Unterrichtsstunden pro Jahr, in drei Jahren dann die entsprechende Gesamtzahl an Unterrichtsstunden.
Als wir zum Start vorbeischauen im Kurs „Gesundheits- und Krankenpflegehilfe“ im zweiten Stock des Rothenburger Krankenhauses dürfen die Teilnehmerinnen und der Teilnehmer gerade ihre erste Unterschrift leisten. Es geht um den Datenschutz im Krankenhaus und um die Verpflichtung auf das Datengeheimnis. Vor ihnen auf den zum U gestellten Tischen liegen nette persönliche Willkommensgrüße. Die Krankenpflegeschul-Klasse hat Schultüten gebastelt und gefüllt. Inhalt? „Wird erst nachher aufgemacht.“ Wohl etwas lästig, unsere Neugier?
Lehrplan gut bestückt
Ansonsten macht sich die kleine Einheit mit dem vertraut, was in den folgenden Monaten an Themen auf sie zukommt. Auf dem Lehrplan stehen Körperpflege, Ernährung, Erste Hilfe, Sozial- und Gesetzeskunde, Gesundheitsökonomie Sozialwissenschaftliches wie das Selbstbild der Pflegeberufe, aber auch Themen wie Brandschutz.
Über die beiden angelaufenen Kurse hinaus könnte es in Rothenburg (parallel dazu auch in Dinkelsbühl) schon im Herbst einen weiteren geben. Hans-Peter Mattausch versucht eine „Berufsintegrationsklasse Pflege“ zu installieren. Dabei sollen speziell Asylsuchende aus dem hiesigen Umkreis an den Pflegeberuf herangeführt werden, auf diesem Weg einerseits ihre Startbedingungen bei uns verbessern und andererseits den Grundstein legen für einen dauerhaften Beitrag in der Gesellschaft. -ww-
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