Auf Vordermann gebracht

Landkreis investierte in energetische Sanierung des Reichsstadt-Gymnasiums

ROTHENBURG – Ökobilanz verbessert: Dank einer beachtlichen Investition des Landkreises von rund 1,2 Millionen Euro ist das Reichsstadt-Gymnasium nun auch von innen eine „grüne Schule“. Neben der energetischen Sanierung des Gebäudes wurde die Bildungseinrichtung auch bei Wissensvermittlung und Sicherheit auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Landratsamt, Schulleitung, Elternvertreter und Freunde der Schule freuen sich über die gelungenen Verbesserungsmaßnahmen inklusive neuer Lichtquellen. Foto: Scheuenstuhl

Landratsamt, Schulleitung, Elternvertreter und Freunde der Schule freuen sich über die gelungenen Verbesserungsmaßnahmen inklusive neuer Lichtquellen. Foto: Scheuenstuhl

Grün ist die Farbe der Mitte. In seiner Neutralität soll es beruhigend wirken und Hilfsbereitschaft, Toleranz und Zufriedenheit fördern. Es gibt zwar keine belastbaren Zahlen. Doch so manche Schülergeneration mag wohl nach acht beziehungsweise neun Jahren am Gymnasium in der Bleiche des allgegenwärtigen Grüns trotz dieser vielen Vorteile überdrüssig geworden sein – zumindest für eine Zeit lang.

Die Schule hat also nicht nur in bildungstechnischer Hinsicht bei ihren Schützlingen einen Eindruck hinterlassen. Einen absichtlich leichteren Fußabdruck möchte sie nun auch in ihrer Ökobilanz hinterlassen, in dem sie – nach der Fotovoltaikanlage auf dem Neubau – auch im Hauptgebäude im großen Stil nachbesserte. Landrat Dr. Jürgen Ludwig kam nach Rothenburg, um die Maßnahmen abzunehmen.

Hauptziel der Frischzellenkur war es, die Energieeffizienz der Schule zu verbessern und somit Strom einzusparen. 2010 ließ der Landkreis zehn seiner Schulen energetisch untersuchen. Bei den Haushaltsberatungen 2012 kam dann das Reichsstadt-Gymnasium zum Zug und wurde für die Erneuerung der Beleuchtungsanlagen, verteilt auf mehrere Jahre, ausgewählt. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit förderte das Projekt mit etwa 117000 Euro, weil in Klassenzimmern, Fluren und der Aula LED-Leuchten eingebaut wurden. Der Landkreis trug die restlichen Kosten von zirka 1,2 Millionen Euro.

Neben der verbesserten Beleuchtung sind in dieser Summe noch weitere Maßnahmen enthalten: So wurde die Elektroinstallation nach aktuellen Vorschriften erneuert. Die Elektroverteiler in den Flucht- und Rettungswegen wurden mit Brandschutzvorsatztüren umgerüstet. Zur Verbesserung der Raumakustik baute man Abhangdecken ein. Zudem besitzen nun alle Klassenzimmer eine elektroakustische Anlage mit Amokalarmfunktion. Und auch die Aula bekam eine Aufhübschung durch beispielsweise die Entfernung provisorischer Einbauten. Nach Erfordernis wurde auch an den Böden und den Wänden Hand angelegt.

Knapp zwei Jahre dauerten die Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen, die bei laufendem Schulbetrieb durchgeführt wurden. Das Gymnasium ist nun im Inneren auf dem neuesten Stand und vergleichbar mit anderen sanierten Schulen im Landkreis. Schulleiter Walter Först freute sich, eine „sehr schöne Schule bekommen“ zu haben. Alles sei planmäßig abgelaufen. Der Oberstudiendirektor betonte auch den Aspekt der verbesserten Sicherheit durch die erneuerte Lautsprecheranlage und die Außenbeleuchtung.

Technischer Fortschritt

Und gleichzeitig wurde die eigentliche Aufgabe der Schule vorangebracht. Denn auch am Gymnasium macht der technische Fortschritt nicht bei der Wissensvermittlung halt. Insgesamt 14 Klassenzimmer sind nun mit sogenannten interaktiven „Whiteboards“ ausgestattet. Bei der Besichtigung der abgeschlossenen Arbeiten demonstrierte Studiendirektor Daniel Beck Vertretern von Landkreis, Schule, Elternbeirat und Förderverein wie diese digitale Tafel Lehr- und Lerninhalte mittels Computer und Beamer auf eine weiße Fläche zaubert.

Vorbei die Zeiten, in denen man sich als Pädagoge wie ein Lastentier und Medienjongleur vorkam, wenn man seinen Unterricht visuell und akustisch abwechslungsreich gestalten wollte. Landkarte, Medienwagen, Tageslichtprojektor, CD-Player: Alles findet sich in der Tafel wieder und muss nicht extra ins Zimmer gebracht und dort aufgebaut werden. Darüber hinaus sind die Tafelanschriften und -bilder immer abrufbar. Vorbei sind damit also auch die Zeiten der beliebten Schüler-Ausrede nach der Schul­aufgabe: „Das haben wir aber nie durchgenommen!“

Den Weg bereiten: Der vordere Zugang zum Reichsstadt-Gymnasium wurde komplett neu gepflastert.Foto: Kamilli

Den Weg bereiten: Der vordere Zugang zum Reichsstadt-Gymnasium wurde komplett neu gepflastert. Foto: Kamilli

 

Neuer Boden fürs Abitur

Schulleiter Walter Först erwähnte auch die neue Pflasterung der Auffahrt zur Schule und die neuen Böden im Direktorat und der Sporthalle: Für Letzteres sind vor allem die Abiturienten dankbar, die nun während der Prüfungen nicht mehr durch das Knarzen bei jedem Schritt der Aufsichtslehrer gestört werden. Rundum „optimale Bedingungen für Schüler und Lehrer“ sieht Landrat Dr. Jürgen Ludwig mit den Maßnahmen hergestellt. Die „schönste Bestätigung“ für den finanziellen Einsatz des Landkreises sieht er darin, dass sich die Schule die Neuerungen „zu eigen gemacht“ habe. Sie seien kein Selbstzweck sondern dienen der Lehre und dem Lernen.

Seit 2004 habe man für die Landkreisschulen 150 Millionen Euro investiert. Der Freistaat steuerte 40 bis 50 Prozent der förderfähigen Kosten zu, erklärte der Landrat. Mit dem Projekt am Gymnasium konnten Themen wie energetische Standards, digitale Medien und Sicherheit in Angriff genommen werden, die früher noch keine Rolle spielten, bei Neubauten aber mittlerweile Grundausstattung sind. Dank der energetischen Sanierung kann die Schule durchschnittlich 72 Prozent beziehungsweise 121677 Kilowattstunden pro Jahr an Strom einsparen.

„Fertig ist man nie“

Diese Reihe an Maßnahmen ist zwar fertig, aber Dr. Jürgen Ludwig weiß: „Fertig ist man nie“, denn „nach der Maßnahme ist vor der Maßnahme.“ Es gibt laufend Entwicklungen, auf die man reagieren muss, damit der Schulbetrieb aufrechterhalten bleibt. Salopp gesagt ist der Landkreis „zuständig, dass das Licht brennt“ in seinen Schulen. Dem mit einem großen Augenzwinkern vorgetragenen Wunsch von Schulleiter Walter Först nach einem Pool im Außenbereich des Direktorats, wird der Landrat deshalb wohl eher nicht nachkommen.

Dafür seien aber zumindest Türschilder mit dem Stundenplan für das jeweilige Klassenzimmer in Planung. Im Eingangsbereich hat man bereits auf digital umgestellt. Der traditionelle handschriftliche Vertretungsplan samt mehrmaliger „Tipp-Ex“-Ausbesserungen hat mittlerweile für immer ausgedient. An seiner Stelle begrüßt nun ein imposanter Kasten mit Bildschirm Schüler bei „Arbeitsbeginn“ und auch Gäste zu den öffentlichen Veranstaltungen der Schule, wie den verschiedenen Konzerten.

Trotz aller Funktionalität der Neuerungen habe man von Seiten des Landratsamtes auch darauf geachtet, „die gestalterischen Qualitäten“ wie die „lichtdurchflutete Architektur“ der Schule von Günter Behnisch zu bewahren, fügt Christa Deuter-Klein hinzu. Sie ist Architektin und Leiterin der Abteilung für Finanzen, Bau und Schulen im Landratsamt. mes

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*