Aktiv sein bis ins hohe Alter

Männergymnastik-Gruppe des Bayerischen Roten Kreuzes ist einmalig in Bayern

ROTHENBURG – „Sie sind eine einzigartige Gruppe“, schmeichelt Carmen Zieglmeier-Streb den Herren in Trainingskleidung. Die hauptamtliche Teamleiterin beim Landesverband des Bayerischen Roten Kreuzes ist extra aus München angereist, um der örtlichen Männergymnastik-Gruppe des BRK einen Besuch abzustatten. Im ganzen Freistaat gebe es nämlich keine weitere Gruppe des Wohlfahrtsverbandes, in der sich ausschließlich Männer fit halten.

Seit wann es die Gruppe genau gibt, kann keiner so recht sagen. 1981 wurde sie zumindest das erste Mal erwähnt. Und genauso lange kümmert sich auch Marianne Christ engagiert schon darum, dass die Männer im Seniorenalter weiterhin fit bleiben.

Einmal die Woche treffen sie sich in der Turnhalle an der Realschule, um eine Stunde lang mit verschiedenen Übungen ihre Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit, Kraft und Motorik zu trainieren. Die Teilnehmer werden immer weniger, erklärt Marianne Christ. Heute gibt es noch einen harten Kern von gut zehn Senioren, die ihrer Gesundheit regelmäßig mit Frisbee, Gummiband, Bällen und Stöcken etwas Gutes tun. Der Spaß und der freundschaftliche Wettkampf kommen bei den Herren ebenfalls nicht zu kurz.

Die Gruppe freut sich über jeden, der sich ihnen anschließen möchte. Die Übungen sind auf die Fitness von Männern im besten Alter ausgerichtet. Der momentan älteste Teilnehmer bei Marianne Christ wird demnächst 87 Jahre alt. Gerne erinnert sich die Übungsleiterin auch an ihren bislang ältesten Teilnehmer zurück, der mit 90 Jahren in den Gymnastik-Ruhestand ging. Vor kurzem feierte er seinen 100. Geburtstag.

Spaß und freundschaftlicher Wettkampf kommen in der Gymnastikgruppe nicht zu kurz.Fotos: Scheuenstuhl

Spaß und freundschaftlicher Wettkampf kommen in der Gymnastikgruppe nicht zu kurz. Fotos: Scheuenstuhl

Einst hatte Marianne Christ 19 Kursstunden für Körperertüchtigung pro Woche. Dieses Pensum hat die 79-Jährige mittlerweile auf acht Stunden reduziert. Neben der BRK-Herrenseniorengruppe, freitags von 10 bis 11 Uhr, gibt sie noch weitere Kurse für andere Träger. Wenn Not am Manne ist, springt sie auch mal für Helga Wolff ein, die die BRK-Gymnastikgruppe für Seniorinnen leitet. Dieser Freundschaftsdienst beruht auf Gegenseitigkeit. Nachdem Marianne Christ 1968 nach Rothenburg gekommen ist, hat sie unter dem Dach des damals noch bestehenden ASV das Mädchenturnen, die Frauengymnastik und eine Mutter-Kind-Stunde aufgebaut.

Carmen Zieglmeier-Streb, die den Bereich Gesundheitsmanagement und Gesundsheitsprogramme beim Bayerischen Roten Kreuz betreut, zeigte sich begeistert von den aktiven Senioren in Rothenburg. „Ich werde sauber mit ihnen angeben im Land“, versprach sie ihnen. Ihr Besuch ist eine Würdigung des langjährigen ehren­amtlichen Engagements von Marianne Christ und auch ein Dank an die treuen Teilnehmer.

Von den insgesamt 65 Gesundheitsprogrammen, die in den 74 bayerischen Kreisverbänden angeboten werden, ist die Rothenburger Seniorengymnastik als reine Männergruppe einmalig. In der BRK-Organisationsstruktur ist die Seniorengymnastik innerhalb der fünften Gemeinschaft „Wohlfahrts- und Sozialarbeit“ angesiedelt. Vor rund 60 Jahren wurde sie ins Leben gerufen, um Menschen in der zweiten Lebenshälfte aus sozial niederen Schichten die Möglichkeit zu geben, sich um ihre Gesundheit zu kümmern.

Heute ist es eine relativ kostengünstige Option abseits von Vereinen in der Gemeinschaft weiterhin körperlich aktiv zu sein. Das BRK legt dabei großen Wert auf Qualität. Um als ­ehrenamtlicher Übungsleiter bei dem Wohlfahrtsverband tätig werden zu können, muss man eine zweijährige Ausbildung durchlaufen, die mit einer schriftlichen Prüfung und einer Lehrprobe, also einer Übungsstunde, abgeschlossen wird. Auch nach der Ausbildung halten sich die Gruppenleiter mit regelmäßigen Fortbildungen im Zwei-Jahres-Turnus auf dem neuesten Stand.

Nicht nur bei den Teilnehmern, sondern auch bei den Übungsleitern gibt es Nachwuchssorgen. „Sie kommen zusammen mit den Teilnehmern in die Jahre“, berichtet Anneliese Schneider vom BRK-Kreisverband Ansbach. Man ist deshalb händeringend auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die sich als Übungsleiter engagieren wollen. Für Informationen dazu steht Karin Luff von der Kreisgeschäftsstelle Ansbach unter Telefon 0981/4611532 zur Verfügung. mes

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*