Ein neues Großprojekt

Weiterhin kein Mangel an notwendigen Sanierungsmaßnahmen

ROTHENBURG – Nach „Jakob steht auf“ und der damit einhergehenden umfangreichen Sanierung der größten Rothenburger Kirche, rückt nun die kleinere Franziskanerkirche immer mehr in den Fokus. Die droht zu kippen. Die Gründung der Kirche auf lehmigem Fundament und der Gebäudedruck von Ost nach West sind die Ursachen. Stabilisierungsmaßnahmen können nicht mehr länger aufgeschoben werden.

Bekommt Druck vom Ostchor und verschiebt sich immer mehr: Der Westgiebel der Franziskanerkirche.Fotos: Götz

Bekommt Druck vom Ostchor und verschiebt sich immer mehr: Der Westgiebel der Franziskanerkirche. Fotos: Götz

„Wir können uns die Probleme, die auf uns zu kommen nicht aussuchen“, sagt Dekan Hans-Gerhard Gross. „Beschweren hilft nicht, wir müssen uns der Sache annehmen.“ Mit „der Sache“ meint er, die Franziskanerkirche davor zu bewahren, aufgrund von Einsturzgefahr, in Zukunft nicht mehr begehbar zu sein. Trotz seines Tatendrangs bereitet ihm die in diesem Zusammenhang anstehende Baumaßnahme einiges Kopfzerbrechen.

Sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf deren Durchführung. Noch ist nicht klar, wie genau und mit welcher Methode die Kirche Stabilität finden soll. Im laufenden Jahr sollen aber die Entscheidungen getroffen werden. 2012 schon begann man mit kleineren Instandsetzungen der ältesten Kirche Rothenburgs. So wurden die Bodenplatten bearbeitet und geglättet, wie auch Risse und Verkrustungen, vor allem an den Maßwerken der Nordseite, beseitigt. Neben diesen Schäden untersuchte man damals auch alle weiteren Risse im Mauerwerk der Kirche und stieß so auf mögliche statische Probleme.

Im Anschluss beauftragte man einen Statiker mit einer genaueren Untersuchung, der den Verdacht bestätigte. Sowohl in den Obergaden der Nordwand, als auch in denen der Südwand, zeigen sich Risse. Am stärks­ten ausgeprägt sind diese jeweils im Übergangsbereich der „Obergadenwand zum Westgiebel.“ So deutete vieles auf ein „Ausweichen der Giebelwand nach Westen“ hin. Eine anschließende Vermessung zeigte dann auch eine „deutliche Schiefstellung der Wand“. Die Lotabweichung beträgt laut dem Statiker-Bericht bis zu 23,7 Zentimeter.

Ganz im Westen deutet links und rechts die Anbringung von Eisenschlaudern die Instabilität der Kirche an.

Ganz im Westen deutet links und rechts die Anbringung von Eisenschlaudern die Instabilität der Kirche an.

Verantwortlich dafür scheinen zwei Ursachen. Zum einen ist das der Druck, den der Ostchor auf den Westgiebel ausübt, welcher wohl schon vor langer Zeit entdeckt wurde. Möglicherweise vor fast 200 Jahren. Eisenschlaudern sind von der Giebelwand ausgehend im Mittelschiff geführt und in Konsolsteinen verankert. In einem dieser Steine zeigen sich aber bereits vertikale Risse, wie der Bericht angibt.

Das zeigt, dass diese Maßnahme wenig bis überhaupt nicht hilft. Angedacht und sehr wahrscheinlich ist nun eine Lösung mittels Zuganker. Dieser soll den Ostchor mit dem Westgiebel verankern, verliefe somit über die gesamte Länge der Kirche. Und muss unsichtbar eingebaut werden, da in der Kirche wertvolle Wandmalereien entdeckt wurden, welche man in der Vergangenheit, wie es scheint, immer wieder überstrichen hatte. Die sollen nun freigelegt werden und der Zuganker könnte sie verdecken. Darauf wies zumindest das Landesamt für Denkmalpflege hin, welches in der Sache das letzte Wort hat.

Ein weiterer Grund für den Einbau ins Innere des Mauerwerks sind die großen Temperaturschwankungen von bis zu 60 Grad, denen das Metall des Ankers sonst ausgesetzt wäre. Und auch so gilt: Je weiter oben er in der Kirche verläuft, desto größer die auf ihm lastenden Temperaturunterschiede. Um ihn also unsichtbar einzubauen, ist ein Bohrloch von 30 Metern notwendig, durch das der Anker verlaufen würde. Unter Druck muss dann Verpressungsmaterial eingespritzt werden. Laut Dekan Gross sei das problematisch, da dies gravierende Schäden im Mauerwerk hinterlassen könnte.

Die zweite Ursache für die Kirchenneigung nach Westen, ist das Fundament, auf der sie steht. Eindeutig fielen „Defizite in der Gründung“ der Kirche auf, heißt es im Bericht des Statikers. Das Gebäudefundament ende zirka „45 Zentimeter oberhalb des tragfähigen Baugrunds auf einer weichen Lehmschicht.“ Mit tragfähigem Baugrund ist der unter der Lehmschicht liegende Keuper beziehungsweise Tonmergel gemeint.

So muss die westliche Giebelwand und die südliche Außenwand (Richtung Taubertal) bis runter auf diese tragfähige Erdschicht unterfangen werden, um am Ende ein stabiles Fundament erzeugen zu können. Bevor man aber mit der Unterfangung starten kann, muss die Kirche über den genannten Zuganker stabilisiert werden. Kostenpunkt für die bereits abgeschlossenen Renovierungen und die statische Untersuchung: 96000 Euro.

Spätestens im Sommer 2017 soll mit der Sanierung begonnen werden. Sie weiter aufzuschieben, wäre dann auch „irgendwann fahrlässig“, wie Dekan Gross betont. Warten müsse man noch auf die Pläne der Stadt, die vor dem Projekt noch Tiefbaumaßnahmen in der Nähe der Kirche durchführen wolle. Nach der Jakobskirche muss nun also die Franziskanerkirche „aufstehen“. Die Gesamtkosten sind noch schwer abzuschätzen, liegen aber wohl im hohen sechsstelligen Bereich. Die Suche nach Unterstützern laufe bald an, sagt Dekan Gross. Aber natürlich müsse ein nicht geringer Anteil der Kosten von der Gemeinde getragen werden.

Nicht günstig klingen auch die Pläne, die St. Jakobs-Kirche einem neuen Beleuchtungskonzept zu unterwerfen und die Orgel zu „säubern“. Das sei notwendig, um den Klang zu erhalten und mit dem Hintergrund der vielen Konzerte in der Kirche ein Punkt, der bald angesprochen werden müsse, so Gross. Man muss die Probleme eben nehmen, wie sie kommen. og

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