Unterstützung mit persönlicher Note

Geldspenden in warmer und freundlicher Art an hilfsbedürftige Menschen in Susdal verteilt

ROTHENBURG – Eine 23-köpfige Gruppe vom Verein für Städtepartnerschaften und internationale Begegnungen reiste kürzlich in die Rothenburger Partnerstadt Susdal zum Überbringen von Spendenmitteln aus der diesjährigen Spendenaktion. Sechs Teilnehmer, die zum ersten Mal dabei waren, traten als neue Mitglieder dem Verein bei.

Die gemischte Rothenburger Reisegruppe erlebte interessante Begegnungen.  Foto: er

Die gemischte Rothenburger Reisegruppe erlebte interessante Begegnungen. Foto: er

Wie in den vergangenen Jahren hatte der Städtepartnerschaftsverein, unterstützt von Oberbürgermeister Walter Hartl, im November 2015 mit einem Spendenaufruf in der Lokalzeitung um Unterstützung der Spendenaktion für die Bürger der russischen Partnerstadt gebeten. Zusätzlich wurden rund 100 Briefe an Spender aus den Vorjahren versandt. Die Spenden sollten wieder zu Gunsten der Ärmsten in Susdal, insbesondere alleinerziehender Mütter mit behinderten oder schwerkranken Kindern, sowie alten, unterversorgten oder schwerkranken Menschen zur Linderung deren Not eingesetzt werden.

Dafür wurde, wie in jedem Jahr, vom Verein eine Liste mit Personen und Adressen vom Sozialamt der Stadt Susdal angefordert und diese auch übersandt. Sie enthielt 45 Namen und Adressen von Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen in Not leben. Die Beträge wurden wie immer von den Rothenburgern im Rathaus von Susdal in vorbereitete Kuverts verpackt. Dabei wurde mit dem Geld auch ein Bild mit einem Rothenburger Weihnachtsmarkt-Motiv, Neujahrsgruß in russisch und Unterschrift des Vorsitzenden eingelegt.

Dabei wurden für die Verteilung an die Bedürftigen die eingegangenen Spenden ohne Zuordnung der Verwendung von 11000 Euro, sowie 14545 Euro für Personen, die als Empfänger von den Spendern festgelegt waren, verpackt. Im Anschluss daran folgte der offizielle Empfang durch den Susdaler Oberbürgermeister Egor Kechter und seinem neuen Verwaltungsleiter Sergej Sacharow. Neue Abteilungsleiterin für Kultur und Städtepartnerschaften ist Anna Makarowa, eine ehemalige Deutschlehrerin.

„Rothenburg-Komitee“ gebildet

Mit herzlichen Worten und kleinen Geschenken versicherten beide Seiten das Bestreben um den Erhalt und Ausbau der Partnerschaft. Wie in jedem Jahr wurde dabei dem Oberbürgermeister ein Betrag von 3000 Euro übergeben, damit im laufenden Jahr bei auftretenden Notfällen geholfen werden kann. Die Zuteilung, nach Prüfung eines eigens dafür eingerichteten Stadtratsgremiums, kann ausschließlich vom Oberbürgermeister angeordnet werden. Die Verwendung wird mit einer Aufstellung von Namen, Anschrift, Grund und eingesetztem Betrag nachgewiesen.

Bei diesem offiziellen Teil waren bereits die Verantwortlichen der einzelnen Kindergärten, Schulen, sowie Institutionen aus Kultur, Sport und Freizeitgestaltung anwesend, die von den Mitgliedern des in Susdal sich aus Privatpersonen gebildeten „Rothenburg-Komitee“ auf Bitte aus Rothenburg eingeladen waren. Denn an sie wurde nun im Anschluss, je nach Anzahl der betreuten Kinder und Jugendlichen, ein Gesamtbetrag von 8000 Euro, in Einzelbeträgen in vorbereitete Kuverts verpackt, als Unterstützung verteilt. Die Zahlen der Betreuten waren vorher vom Komitee übermittelt worden.

Mit 3000 Euro für den Oberbürgermeister und 8000 Euro für diese Zuschüsse hat damit der Städtepartnerschaftsverein 11000 Euro aus dem Ertrag des Betriebes der Weihnachtsmarktbude in die Spendenaktion eingebracht. Das übrige Geld, aus dem Weihnachtsmarkt erwirtschaftet, wird für Zuschüsse bei Schüler- und Jugendreisen im Rahmen des Austausches unter den Partnerstädten sowie befreundeten Städten verwendet. Nach dem offiziellen Teil im Rathaus fuhren alle gemeinsam zu einem Waldfriedhof zum Gedenken der im Gebiet Susdal ums Leben gekommenen und dort begrabenen deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges. Der russischen Gefallenen wurde anschließend am Susdaler Ehrenmal gedacht. Bei beiden Gedenken wurde von allen eine rote Nelke niedergelegt.

In kurzen Ansprachen versicherten Oberbürgermeister Egor Kechter wie auch Bürgermeister und Vereinsvorsitzender Kurt Förster, dass es weiterhin Aufgabe und Ziel der Freundschaft, wie auch der gegenseitigen Besuche sei, dazu beizutragen, dass nie wieder Feindschaft und Krieg zwischen beiden Völkern entsteht. Bei einem gemeinsamen Mit­tag­essen mit folkloristischer Begleitung auf Einladung der Stadt Susdal wurde dies mit dem traditionellen Wodka bekräftigt.

Unmittelbar danach starteten fünf Teams, mit Freunden aus Susdal als Helfer, Fahrer und Dolmetscher, um die Empfänger der „Sozialliste“ aufzusuchen und den Brief persönlich zu übergeben. Wer nicht sofort zu erreichen war, wurde am nächsten Tag aufgesucht. Die aus der Rothenburger Bevölkerung gespendeten 11000 Euro wurden damit direkt an die Person übergeben und dabei auch die Notwendigkeit überprüft.

Für die übrige Reisegruppe wurde parallel ein interessantes Besichtigungsprogramm geboten. Mit Anja Smirnowa, einer hauptamtlichen Museumsführerin des staatlichen Museums Wladimir-Susdal, die jedes Mal für die Betreuung der Rothenburger Urlaub nimmt, lernten die Besucher die Susdaler Kirchen, Klöster und weitere Sehenswürdigkeiten mit sachkundigen Erläuterungen kennen.

Intensive Erlebnisse

Die Geldbeträge, die von Bürgern aus Rothenburg und Umgebung für bestimmte Personen oder Einrichtungen in Susdal festgelegt waren, wurden bei einer separaten Veranstaltung übergeben. Meistens werden dabei in Rothenburg offene Briefe übergeben, die dann in Susdal mit den entsprechenden Scheinen bestückt werden. Bei Spenden ohne Briefe des Absenders erstellt der Verein ein Kuvert, befüllt es mit Geld und dem Blatt mit Gruß.

Diese Briefe wurden am Samstagabend beim „2. Rothenburger Stammtisch“ übergeben. Dabei handelt es sich um ein zwangloses Treffen in einem Lokal, das allen Susdalern, die eine Beziehung zu Rothenburg haben, die Gelegenheit bietet, Freunde zu treffen und die Kontakte zu pflegen, ohne selbst Gastgeber zu sein. Gemäß einer übersandten Liste verständigten die Mitglieder des „Rothenburg-Komitees“ die Personen, die mit einem Kuvert bedacht werden, damit diese abgeholt werden sollten.

Es kamen fast alle und zur besonderen Freude der Rothenburger auch viele, die keinen Brief erhielten, sondern einfach nur um Freunde aus Rothenburg zu treffen. Besondere Begeisterung löste die Tatsache aus, dass auch eine Anzahl von jungen Menschen aus früheren Austauschbesuchen gekommen waren. Bei dieser Aktion „Privat an Privat“ wurden 14545 Euro verteilt.

Für die verbliebenen Tage war vom „Rothenburg-Komitee“ in Zusam­menarbeit mit der Stadt Susdal ein interessantes Programm vorbereitet. So wurde eine Keramikfabrik, wo sich auch einige als Töpfer versuchten, ein Hühnerhof, besonders für Schulklassen und Touristen gestaltet, sowie die Bezirkshauptstadt Wladimir, Partnerstadt von Erlangen, besucht. Im Haus der Volkskunst in Wladimir betätigten sich alle beim Bemalen eines Birkenrindentellers mit traditionellen Motiven, den jeder als Andenken mit nach Hause nahm. Das Konzert einer 20-köpfigen Folkloregruppe, die mit mehrstimmigem Gesang, begleitet mit Musik aus traditionellen Hörnern, Balalajka, Bajan – einem dem Akkordeon ähnlichen Tasteninstrument – russische Volkslieder darboten.

Unvergessen bleibt auch der Abschiedsabend. Im glasüberdachten Zwischenbau zweier Gebäude eines neuen Hotels mit Fünf-Sterne-Niveau, feierten neunzig Personen, bestehend aus Gastgebern, Freunden, Offiziellen der Stadt Susdal sowie allen Reiseteilnehmern einen schönen Abend bei gutem Essen, Singen russischer Folklorelieder, Karaoke-Gesang und Unterhaltungsmusik. Dabei wurde auch kräftig das Tanzbein geschwungen.

Die Spendenreise war ein großer Erfolg und durch die entgegengebrachte Freundschaft ein unvergessliches Erlebnis. Gäste, Gastgeber und Freunde, versicherten, dass sie sich schon auf das nächste Zusammentreffen im Februar 2017 freuen. er

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