Neusitz sucht sein Potenzial
Erste Info-Veranstaltung zum neuen Energiekonzept – Über 60 Interessierte
NEUSITZ – Seit über fünf Jahren sucht der Gemeinderat Neusitz nach Wegen um auf erneuerbare Energien umzusatteln. Nun wagt sich die Gemeinde an ein Projekt, das erst seit einem Jahr in dieser Form existiert. Ein „Energiekonzept“, in dem das Potenzial der Strom- und Wärmenutzung analysiert wird. Hierzu beauftragte die Gemeinde das Planungsbüro Klärle, das den Zeitplan des Konzepts letzte Woche im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vorstellte.
Im Jahr 2011 stammten 39 Prozent des Energiebedarfes der Gemeinde Neusitz aus erneuerbaren Energien. Die Weikersheimer Klärle mbH ist der festen Überzeugung 100 Prozent zu schaffen. Dabei setzt sie unter anderem auf Solarenergie, Windkraft und Biomasse, aber vor allem auf die Mitarbeit der Bürger. So sind die richtige Dämmung des Eigenheims und die kollektive Anschaffung neuer, stromsparender Kühlschränke nur zwei Beispiele aus dem Maßnahmenkatalog, den das Unternehmen innerhalb des kommenden Jahres erstellen wird.
Das Energiekonzept existiert in dieser Form, mit Förderung des Amtes für ländliche Entwicklung in Mittelfranken, erst seit einem Jahr. Vorher gab es ein ähnliches Programm, den „Flächennutzungsplan“ des Wirtschaftsministeriums. Während dieser rechtlich bindend und die Nutzung für das Gemeindegebiet festgelegt ist, zeigt das Energiekonzept lediglich Möglichkeiten auf und besitzt keine bindende Rechtskraft. Die Potenzialanalyse von Neusitz ist die erste die Klärle in dieser Art durchführt, bestätigt Geschäftsführerin Claudine Balbach auf Nachfrage. Mit Erfahrungen in den Bereichen Flächennutzungsplanung, Bebauungsplanung, Landschaftsplanung und Umweltmonitoring, erneuerbare Energien, Stadt- und Ortsplanung sowie Vermessung sieht das Unternehmen jedoch keine zu große Hürde.
Beim Neusitzer Energiekonzept würden lediglich alle Bereiche kombiniert und zusammengeführt. Bürgermeister Rudolf Glas ist sich sicher, dass sich der Gemeinderat für den richtigen Partner entschieden hat. Den Ausschlag habe letztendlich gegeben, dass Klärle sehr auf die aktive Zusammenarbeit mit den Gemeindemitgliedern zählt. Mit Projekten in ganz Mittelfranken und auch weltweit (Großbritannien, Chile) ist die Gesellschaft keine Unbekannte. So zeichnete sie unter anderem für den Bebauungsplan im Wohngebiet Philosophenweg in Rothenburg verantwortlich, sowie für den Zukunftsplan „Innenentwicklung Neusitz und Schweinsdorf.“ Dem vorgestellten Konzept liegt ein Zeitplan vor.
So werden in den kommenden zwei Monaten die Fragebögen, die jeder Haushalt der Gemeinde erhält, eingesammelt und ausgewertet. Anschließend trifft sich im Juni das sogenannte „Energieteam“ zur ersten von drei Sitzungen. Vor der zweiten Sitzung werden die Energiepotenziale ermittelt. Können sich die Bürger vorstellen entlang der Autobahn oder der Bahntrasse eine Freiflächen-Solaranlage anzulegen? Gibt es doch Platz für die Windkraft? Was ist mit der Biomasse? Auch das Abwasser und Geothermie werden zum Thema. Eva Gerdenitsch vom Amt für ländliche Entwicklung geht es vor allem um die intelligente Nutzung vorhandener Flächen. „Es wird immer wichtiger vorhandene Flächen richtig einzusetzen und vor allem intelligent zu nutzen.“
Bürgermeister Glas spricht zusätzlich von einer „Verbesserung der Infrastruktur“, außerdem würden neue Arbeitsplätze entstehen, zum Beispiel im Fall des Baus einer Biomasseanlage. Um diese positiven Nebeneffekte zu erzielen, müsse jedoch das Konzept von den Bürgern angenommen und auch verwirklicht werden. Um dies sicherzustellen, stellte das Unternehmen Klärle letzte Woche seinen Plan für das Energiekonzept vor. In der computergestützten Präsentation wurden grundlegende Fragen wie „Was ist ein Energiekonzept?“ und „Warum braucht man ein Energiekonzept?“geklärt. Das Konzept sieht sich als ganzheitliches und energetisches Planungsziel zur Energieversorgung. Die Verknappung der Ressourcen macht eine Veränderung im Umgang mit Energie notwenig. Die passenden Ansätze zum Vollzug der Energiewende und der Umstellung auf regenerative Energieträger zeigt Klärle in ihrem 40000Euro-Plan auf. Die höchste Förderungsrate des Amtes für Ländliche Entwicklung Mittelfranken liegt bei 75Prozent, maximal jedoch 30000Euro.
Zumindest hier wird Neusitz sein Potenzial schon voll ausschöpfen, bestätigt Rudolf Glas. Bei der Ausführung des Konzepts muss auf Faktoren wie Klimaschutz, nachhaltige Energieversorgung, Versorgungssicherheit, Umweltschutz, Naturschutz, Wirtschaftlichkeit, regionale und lokale Wertschöpfung und soziale Akzeptanz eingegangen werden. Die Vorgehensweise beschreibt Klärle wie folgt: Nach den ersten Schritten (bestehend aus der Analyse der Arbeitsgrundlage und Gemeindestruktur) folgt die Bestands- und Potenzialanalyse sowie die Konzeptentwicklung. Die anschließende Umsetzung rundet den 12-monatigen Plan ab.
Jedes dritte Haus in der Gemeinde Neusitz verfügt über geeignete Dachflächen für Solaranlagen, momentan ist also das Potenzial der Nutzung erneuerbarer Energien zu weniger als 10 Prozent ausgeschöpft. Auf ebensolche Missstände will Bürgermeister Rudolf Glas aufmerksam machen und die Abläufe in seiner Gemeinde optimieren. Er selbst sieht das Konzept als „wegweisend“ für die ganze Region an. Das Unternehmen Klärle zeigte sich auf Nachfrage der Redaktion zufrieden mit dem ersten Treffen. Die rege Teilnahme und die „angeregte und konstruktive“ Diskussion sorgte für eine positive Überraschung. Vor allem auch die große Bereitschaft zur Teilnahme an der Energiegruppe stimmt das Unternehmen positiv. Bisher haben sich fast 30 Personen hierfür angemeldet. clk
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