Was ist gerecht?
Landesbischof sprach beim Treffen des Wirtschaftsbeirats
ROTHENBURG – „Gerecht ist, dass Sie Landesbischof und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland geworden sind!“ So rief es Fritz Gempel, Bezirksvorsitzender des Wirtschaftsbeirats Bayern, dem Hauptredner Heinrich Bedford-Strohm am Ende zu. Der Landesbischof hielt den Hauptvortrag zum Treffen des Wirtschaftsbeirats im Rothenburger Wildbad. Dabei dachte er über „Moderne Wirtschaft und die christliche Hoffnung auf Gerechtigkeit“ nach.

Im Gespräch: v.li. Wildbad-Hausherr Herbert Dersch, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Hartmut Assel von der Diakonie Neuendettelsau. Foto: Borée
Trotz des sperrigen Titels und der Hitze im gut besuchten großen Theatersaal des Wildbades riss Bedford-Strohm mit. Zu Beginn machte Rothenburgs Bürgermeister Dieter Kölle die verheißungsvolle Ankündigung, dass die Tauberstadt endlich Hochschulstandort geworden sei. Eine Außenstelle der Hochschule Ansbach werde dahin verlagert – auch dies ein gerechter Lohn vieler Mühen.
Was also ist gerecht? Ausgehend von der allgemeinen Erkenntnis, dass diese Frage je nach persönlicher Wertung und Bedürfnissen höchst strittig sei, begab sich Heinrich Bedford-Strohm bald auf biblische Grundlagen. Der „Geschenkcharakter“ des menschlichen Daseins bildet da für ihn bereits eine wesentliche Grundlage. Auch die Propheten des Alten Testamentes begründeten ihre „Sozialkritik“ damit, dass Gott selbst das Volk Israel aus der Sklaverei herausgeführt habe. Im neuen Testament führte Jesus dies weiter im Doppelgebot der Liebe, im Einsatz für die Armen und in der Goldenen Regel. Auch Luther habe in drastischen Worten unmäßiges Gewinnstreben kritisiert und daran erinnert, dass das „Wohl der Gesellschaft abhängig ist von dem Wohl der Schwächsten“.
Natürlich dürfe die kreative Energie von Menschen, auch von Unternehmern, nicht eingeengt werden. Doch begäben sich gerade die Denkschriften der Evangelischen Kirche in Deutschland auf die Suche: Der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen. „Das Geld darf kein Selbstzweck sein. Es muss wieder dienende Funktion bekommen.“
Denkanstöße
Was bedeutet gelingendes Leben? Also Glück? Da komme es nicht nur auf ökonomischen Reichtum, sondern auf „Beziehungswohlstand“ an: „Eine Gesellschaft, die von sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung geprägt ist, wird eine glücklichere Gesellschaft sein.“ Und: „Preise müssen die ökologische Wahrheit sagen.“ Dies schränke nicht asketisch ein, sondern ermögliche das gute Leben für viele.
All dies wurde mit bewährtem energischem Schwung und Glaubwürdigkeit vom Landesbischof vorgetragen. So spendeten die Zuhörer, die zumeist aus Wirtschaftskreisen stammten, begeisterten Applaus. Sicherlich war hinterher zu hören: „Und was heißt das jetzt für uns genau?“ „Na, es bietet doch Denkanstöße“, so der Gesprächspartner. bor
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