Wundertüte voller Kunst
Namenloser Kreis aus heimischen Kulturschaffenden auf Planeten-Suche
ROTHENBURG – Mit ihrer neuen Ausstellung öffnet die heimische und nach wie vor namenlose Künstlergruppe eine weitere Wundertüte. Heraus kommt auf der Suche nach einem neuen Planeten, so der Titel der Werkeschau, eine bunte Wunderwelt.

Spieglein, Spieglein an der Wand: Das Bildmotiv mit der schönen Giraffe ist bewusst als Blickfang plaziert, um Besucher in die Ausstellung zu locken.
Den Besucher erwartet Malerei in verschiedenen Techniken, Collagen, Skulpturen, Objekte aus Holz, Metall, Draht, Licht, Textilien und Fotos. Ausdruck individueller Kreativität von zwölf Kulturschaffenden aus der Region. Bei der Gruppe handelt es sich um eine lose Gemeinschaft in wechselnder Zusammensetzung. Nach dem Thema „Heimatpflege“ und dem Spannungsfeld zwischen „Paradies und Paranoia“ im Zusammenhang von Glückseligkeitsfantasien und Verrücktheiten, hat die Gruppe nach dem Rathausgewölbe neue Räume bezogen, um Visionen zu entwickeln. Heinz Ruhl hat dem Kreis die beiden Torwärterhäuschen und die Familie Deeg das benachbarte Theater am Burgtor zur Verfügung gestellt, um das Experimentelle in der Stadt zu fördern.
Bei der Ausstellungseröffnung am Freitagabend dankte Bürgermeisterin Irmgard Mittermeier den Mitwirkenden für ihre Aktivitäten: „Sie bereichern das kulturelle Leben in der Stadt mit qualitativ hervorragenden Werken und ihren frischen und erfreulichen Ideen“. Rothenburg sei ein „gutes und bewährtes Pflaster und die neuen Akzente tun uns sehr gut“.
Die Laudatio hielt der Journalist und Theatermacher Arno Boas aus Finsterlohr auf Bitten der Künstlergruppe, an der auch seine Frau, die Malerin Sabine Boas, und der ebenfalls in Finsterlohr beheimatete Lichtkünstler Willy Kammleiter beteiligt sind. Auf der Suche nach einem neuen Planeten sei die Künstlergruppe nicht allein, meinte er mit Hinweis auf die Mission der US-Raumfahrtbehörde Nasa, die allerdings wegen eines technischen Defekts erfolglos war und 450 Millionen Euro verschlungen hat. Kritisch merkte Boas an, ob es einen Sinn gibt, Milliardensummen in den Weltraum zu stecken, während auf der Erde die Schere zwischen Arm und Reich noch größer wird.
Die Künstlergruppe beweist nach seiner Meinung auch in diesem Jahr, „dass Kunst genauso grenzenlos ist wie das Weltall“. Sie suche nicht wirklich nach einem neuen Planeten, „sondern nach einem Weg, unseren Planeten zu erhalten“, wie er sagte. Die Künstler wählen dafür ganz unterschiedliche künstlerische Wege, „und jeder leuchtet dabei wie ein kleiner Stern.“ Jedes Werk sei das Ergebnis eines intensiven schöpferischen Prozesses, „wobei sicher am Anfang nicht immer feststand, was sich am Ende als Ergebnis zeigt.“ Dem Betrachter gebe die offene Auseinandersetzung mit der Kunst die Chance, „Neues zu entdecken – vielleicht sogar uns selbst.“ Der Künstlergruppe dankte Boas „für ihren Mut, ihre Visionen, für ihre Pinselstriche, ihre Handgriffe und für ihre Hingabe“. Er wünschte „viele spannende Gespräche jenseits festgefahrener Denkmuster.“
Beteiligt sind neben den genannten Künstlern die Rothenburger Patrick Riefer-Kraus, Christl Straßberger, Petra Freund, Jana Seiferlein, Joachim Schöbel, der Diebacher Christophoros Venetikidis und die Dinkelsbühlerinnen Tina Bönsch-Jantschke, Bärbel Langowski-Taferner, Elisabeth Arnold und Sabine Nollek. Die Werkeschau ist noch bis 1. September zu sehen: Dienstag bis Freitag von 14 bis 20 Uhr, Samstag von 11 bis 20 Uhr, Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
Im Gespräch mit einzelnen Künstlern erfährt man, dass die namenlose Gruppe auf der Suche nach einem gemeinsamen Namen keine Einigung erzielen konnte und die Ausstellung wie eine Wundertüte voller Kunst entstanden ist. Man habe schöpferische Kreativität und Fantasie walten lassen. Beim Ordnen der eigenwilligen Vielfalt wurde die Künstlergruppe von Martin Sinn unterstützt.
Das Szenario im Theater am Burgtor irritiert durch das Durcheinander. Das ist ganz bewusst so gewollt, heißt es. Über die Entstehungsgeschichte und Diskussion der Planeten-Suche hätte man wohl gerne mehr erfahren. Aber vielleicht gehört zum Experiment, dass sich jeder selber einen Reim darauf macht. sis
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