Alternative erarbeitet

Neue Lösung zwischen VG und Stadt Schillingsfürst

SCHILLINGSFÜRST – Die Chance in der Krise steckt im Umdenken. Nach vielen Diskussionen und einem Bürgerentscheid haben die Verwaltungsgemeinschaft und die Stadt Schillingsfürst eine neue Lösung unter geänderten Vorzeichen gefunden für den gemeinsamen Verbleib im Rathaus. Eine Alternative für alle Beteiligten.

Wie berichtet hat die VG-Versammlung unter dem Vorsitz von Karl Beck kürzlich mit großer Mehrheit in nichtöffentlicher Sitzung eine Vorentscheidung zum Kauf der denkmalgeschützten architektonisch herausragenden „Villa Roth“ getroffen. Der dreigeschossige neubarocke Bau ist Sitz der Stadt Schillingsfürst und seit 35 Jahren an die Verwaltungsgemeinschaft untervermietet. Die Stadt ist Bestandteil der Verwaltungsgemeinschaft und als größte Kommune Mittelzentrum für die Gemeinde-Kooperation mit Wörnitz, Dombühl, Diebach, Buch am Wald und Wettringen zur Erledigung ihrer Verwaltungsgeschäfte.

Vorgesehen ist ein Eigentümerwechsel. Die klamme Stadt Schillingsfürst verkauft das Rathaus an die Verwaltungsgemeinschaft und wäre künftig Mieter. Die finanzkräftigere Verwaltungsgemeinschaft bewerk­stel­ligt als neue Eigentümerin die Sanierung und den Umbau für die weitere gemeinsame Nutzung mit der Stadt Schillingsfürst und trägt künftig die Last des Gebäudeunterhalts.

VG-Vorsitzender Karl Beck (li) und Bürgermeister Friedrich Wieth erläuterten beim Pressegespräch im Sitzungssaal des Schillingsfürster Rathauses die neue gemeinsame Planung für die „Villa Roth“.  Fotos: Schäfer

VG-Vorsitzender Karl Beck (li) und Bürgermeister Friedrich Wieth erläuterten beim Pressegespräch im Sitzungssaal des Schillingsfürster Rathauses die neue gemeinsame Planung für die „Villa Roth“. Fotos: Schäfer

Statt des ursprünglich geplanten Anbaus soll das unter Denkmalschutz stehende architektonisch herausragende Gebäude des einstigen Schillingsfürster Baumeisters Anton Roth von Grund auf saniert und der vorhandene Raum besser genutzt werden. Unter Einbeziehung der Flure in den zwei Stockwerken können zusätzlich 40 Quadratmeter geschaffen werden. Das Kellergeschoss wird bisher nur als Serverraum, Lager und Abstellkammer genutzt. Das ist verschenkter Platz. Sogar der Sitzungssaal steht in den Überlegungen zur Disposition.

Ein aus Architekten und Ingenieurbüro beauftragtes Gremium wurde beauftragt, die Schäden des Altbaus zu untersuchen und „Zimmer für Zimmer anzuschauen“ für die neue Lösung: Die Beschäftigten von Verwaltungsgemeinschaft und Stadt Schillingsfürst unter einem Dach unterzubringen und die Arbeitsplätze für die momentan insgesamt 21 Beschäftigten zeitgemäß auszustatten. Dazu gehört die Erneuerung der EDV-Technik, der Elek­troinstallation und der Heizung sowie ein behinderter Eingang und ein Aufzug für Besucher.

Das Personal der Stadt Schillingsfürst beschränkt sich auf den hauptamtlichen Bürgermeister und Sekretärin mit Teilzeitstelle. Die Verwaltungsgemeinschaft beschäftigt aktuell 19 Mitarbeiter in Voll- oder Teilzeit. Während der Umbauarbeiten müsste die gesamte Belegschaft vorübergehend in Container ausweichen. Eine erste Grobschätzung für die Gesamtinvestition liegt bei rund 2,5 Millionen Euro und erhält noch viele Unwägbarkeiten, Sie müssen individuell ausgearbeitet werden.

Die Verwaltungsgemeinschaft hat finanziell vorgesorgt und seit Jahren Rücklagen in Höhe von 400000 Euro gebildet. Außerdem rechnet man mit mindestens 250000 Euro Zuschuss aus verschiedenen Töpfen für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Die verbleibende Summe soll über einen günstigen Kredit zu nied­rigen Zinsen finanziert werden.

Die Modalitäten des Kaufpreises (als Entscheidungsgrundlage dient ein unabhängiges Wertgutachten) und die Höhe des Mietzins sind noch offen. Angedacht ist: Die Stadt Schillingsfürst gibt das Geld für den Verkauf des Rathauses als Baukostenzuschuss an die Verwaltungsgemeinschaft zurück. Als Gegenleistung darf die Stadt ihre benötigten Räume eine Zeitlang mietfrei nutzen. Die Sache ist kompliziert und schwierig. Der Teufel steckt im Detail.

Nach der Urlaubszeit wollen Verwaltungsgemeinschaft und Stadt die Gespräche fortsetzen mit dem Ziel: Im harmonischen Miteinander bis Jahresende eine Einigung zu erzielen für den Besitzerwechsel zum 1. Januar 2014. Das Landratsamt als Rechtsaufsichtsbehörde muss dem Verkauf der kommunalen Einrichtung in dieser Größenordnung zustimmen.

VG-Vorsitzender Karl Beck und Bürgermeister Friedrich Wieth haben in den nächsten Monaten noch manche harte Nuss zu knacken. Beide in doppelter Funktion: Karl Beck sitzt auch als Bürgermeister von Wörnitz mit am Verhandlungs­tisch, Friedrich Wieth als stellvertretender VG-Vorsitzender. Die zwei politischen Schwergewichte stellen sich in konstruktiver und engagierter Arbeit der He­r­ausforderung und äußerten sich zuversichtlich, den Notarvertrag zum Jahreswechsel hin­zubekommen. Im Gespräch mit der Presse bekräftigen beide die gute Zusammenarbeit im Bemühen, gemeinsam Zukunft zu entwickeln.

Das frühere Konzept sah lediglich die Dach- und Fassadensanierung des historischen Gebäudes vor. Daneben sollte ein moderner Neubau zusätzlichen Platz schaffen. Kostenpunkt: mindestens 1,7 Millionen Euro. Dieses Modell wurde im letzten Jahr durch einen Bürgerentscheid mit der klaren 742:419-Stimmenmehrheit von den Schil­lings­fürstern gekippt. Überlegungen der VG-Vertreter ins Schulgebäude oder in einen Zweckbau im Gewerbegebiet umzuziehen, scheinen mit der Lösung des weiteren gemeinsamen Vorgehens vom Tisch. Ein Gewinn für den Denkmalschutz ist die Erhaltung von Kulturgut. Die „Villa Roth“ gehört zu den schönsten Bauwerken der Stadt und zu den schönsten Rathäusern der Region. sis

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