Eine schöne Gabe

Historisches Nachschlagewerk: zusammengestellte Sammlung

ROTHENBURG – Heimat zwischen Buchdeckeln: Der Verein Alt-Rothenburg hat sich wieder eine besondere Jahresgabe für seine Mitglieder einfallen lassen: Den 100. Jahrgang der Zeitungsbeilage „Die Linde“  als repräsentativ gestalteten Jubiläumsband zum Blättern und Nachlesen.

Warntafel: Bei Unzucht kam die Hand ab.

„Die Linde“ erscheint monatlich als heimatkundliche und wissenschaftliche Zeitungsbeilage im „Fränkischen Anzeiger“ Rothenburg – eine Besonderheit in der deutschen Medienlandschaft. Neben Forschungsergebnissen zur Rothenburger Geschichte wurden und werden dort Beiträge über historische Persönlichkeiten, Geschehnisse oder Kuriosa, daneben Mundartliches veröffentlicht.
Die erste Ausgabe erschien im Jahr 1909. Nach 31 Jahrgängen musste die Herausgabe aufgrund des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1941 vorübergehend eingestellt werden. Erst 1950 konnte eine Wiederaufnahme erfolgen Seitdem ist die  Beilage Bestandteil des Lokalteils. Zeitungsleser sammeln die Beiträge, sortieren und bewahren sie als Nachschlagewerk auf. Ein größeres Kompliment kann man sich für eine solche Publikation nicht vorstellen, sagt Alt-Rothenburg-Vorsitzender Dr. Markus Naser.
Das aktuelle Redaktionsteam besteht aus vier Mitgliedern: Dr. Oliver Gußmann, Dr. Hellmuth Möhring, Dr. Richard Schmitt und Ekkehart Tittmann. Ihrer Mitarbeit ist es zu verdanken, dass die „Linde“ das erreichte Niveau in den letzten Jahren halten konnte. Im Laufe von hundert Jahren waren unzählige Personen an der inhaltlichen Arbeit beteiligt. Darunter Dr. Ludwig Schnurrer. Er hat die „Linde“ in den über vierzig Jahren von 1967 bis 2009 als Redakteur und Autor bereichert und getragen. „Das in dieser Zeit deutlich gestiegene Niveau der Beiträge ist größtenteils sein Verdienst“, so Dr. Naser.
Der Jubiläumsband ist für Heimatforscher ebenso interessant wie für jene, die eine kleine „Zeitreise“ antreten möchten. Neben Aufsätzen der „Linde“-Autoren sind dort auch Eduard Knoll, Daniel Bauer, Heinz Ott, Bernhard Mall, Manfred Vasold, Wolf Stegemann und Heinz Ott zu geschichtlichen Themen vertreten. Ebenso Wilhelm Staudacher mit einem Mundartgedicht, illustriert mit einem Scherenschnitt seiner Frau Alice Staudacher-Voit.
Die Bandbreite der Kapitel reicht von der spanischen Grippe in Rothenburg, der Schule des Rabbi Meir ben Baruch am Kapellenplatz bis zur Gerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Rothenburg.  Die Enthauptung mit dem Richtschwert durch den Henker als Exekutionsbeamter der städtischen Strafjustiz galt als die mildeste Art der Hinrichtung. Ihr verfielen Stadtbürger, die sich gegen die Gesetze der Stadt vergangen hatten. So 1394 ein Bürger, der wegem Bruchs des Bürger­eids die Stadt vor das Landgericht Würzburg geladen hatte. Das Hängen am Galgen war wesentlich schmachvoller. Ihm verfielen vor allem Diebe und heimatloses Gesindel. Der Feuertod, der Tod durch Verhungern und das Lebendig-Begraben gehörten ebenfalls zu drakonischen Strafen. sis

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