Den Spiegel vorhalten

Schillingsfürst gab Befragung zur Lebensqualität in Auftrag

SCHILLINGSFÜRST – „Schillingsfürst – immer auf der Höhe“: Mit diesem Slogan wirbt die Schloss-Stadt unter anderem auf ihrem Internetauftritt für sich. Dass diese selbstbewusste Aussage nicht nur heiße Marketing-Luft ist, sondern durchaus einen wahren Kern hat, wurde jüngst durch eine Befragung der Hochschule Ansbach belegt.

Idyllisch, aber nicht verschlafen: Schillingsfürst hat eine gute Entwicklung hingelegt und weiß nun um die Schwachstellen. Fotos: Scheuenstuhl

Ziel dieser Untersuchung war es, sich einmal den „Spiegel vorhalten“ zu lassen, so Bürgermeister Michael Trzybinski, um zu wissen, wo man stehe.  Wer das Stadtoberhaupt kennt, der weiß, dass es ihm nicht an Enthusiasmus für „seine“ Stadt mangelt, doch selbst er war überrascht, dass auch Andere die Entwicklung von Schillingsfürst so positiv bewerten. Bemerkenswert ist dabei, dass das Urteil bei jenen Befragten, die nicht aus Schillingsfürst oder einem der Ortsteile kamen, in der Regel ein wenig besser ausfiel, als bei den Einheimischen. Aber im Garten des Nachbarn ist das Gras ja bekanntlich immer etwas grüner. Der Großteil der insgesamt 600 Teilnehmer, nämlich 461, sind in der Schloss-Stadt gemeldet. Aber auch Passanten aus beispielsweise Wörnitz, Dombühl, Diebach und Ansbach nahmen an der Befragung teil.

In Sachen Attraktivität schnitt Schillingsfürst gut ab. Lediglich bei den Aspekten Außenbestuhlung, Arbeitsplatzangebot, Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Einzelhandelsangebot wurde man mit der Note 3 bewertet. Mit dem Ambiente in der Schloss-Stadt sind die Befragten ebenso zufrieden. Verbesserungsbedarf sieht man vor allem beim Zustand der Straßen und bei der Lebendigkeit in der Innenstadt.

Stellten die Auswertung vor (v.l.): Mustafa Radha Jassim, Öder Titiz und Julia Leykauff. Foto: privat

Die Mitglieder des Stadtrats bekamen mit den Antworten zur Frage nach der Stadtentwicklung von Einheimischen wie Auswärtigen ein recht gutes Zeugnis ausgestellt. Das Freizeitangebot mit Museen, Jagdfalkenhof, Fischhausbad, Stadtbücherei und den Radwegen trifft ebenfalls weitgehend den Geschmack der Befragten. Auch die Attraktivität der verschiedenen Feste und Veranstaltungen in der Schloss-Stadt sollte ermittelt werden, schließlich beteiligt sich die Kommune in einigen Fällen mit Zuschüssen. Kirchweih und Weihnachtsmarkt stehen vor allem bei den 16- bis 40-Jährigen hoch im Kurs, während Heimatfest, das Lager des Bauernhaufens und auch der adventliche Budenzauber bei den Bürgern ab 65 Jahren am beliebtesten sind.

Subjektiv empfundener Mangel
Beim Einzelhandelsangebot konnte die Stadt in den Bereichen Bäcker-eien, Supermärkte und Lebensmittelangebot punkten. Auswärtige bewerteten das Angebot an Bekleidung sowie für Schreibwaren und den Freizeitbedarf etwas besser als die Einheimischen. Diesem subjektiv empfundenen Mangel an gewissen Einkaufsmöglichkeiten (etwa Drogeriemarkt oder bestimmte Bekleidungsgeschäfte) wurde auch bei der Frage nach ihren Ideen für die Verbesserung der Lebensqualität Ausdruck verliehen, deren Antwort die Teilnehmer mit eigenen Worten formulieren konnten.
Ebenso auf dieser Wunschliste zu finden, unter anderem: mehr Angebote für Jugendliche, bessere Anbindung der Außenorte, gesteigertes Gastronomieangebot, Sanierung der Leerstände mittels staatlicher Förderung, Tempobeschränkung Hohenlohestraße, behindertengerechter Marktplatz und stärkere Einbindung der Bürger in Entscheidungen.
Der Kontakt zur Hochschule Ansbach entstand Anfang des Jahres durch die internationale Konferenz „Business Meets Technology“. Das begleitende Kulturprogramm enthielt auch einen Besuch in Schillingsfürst. Schnell war man sich von Seiten der Stadt und der Hochschule einig, dass es Ansatzpunkte für eine weitere Kooperation gebe. Das entscheidende Bindeglied dabei war schließlich     Patrick Gröner, der aus Schillingsfürst kommt und an der Hochschule Ansbach als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist.
Er war auch der Leiter dieses Projekts, das im Rahmen des Seminars „Multivariate Analyse mit Befragungsdaten“ der drei Professoren Dr. Barbara Hedderich, Dr. Walter Kiel und Dr. Oliver Schwindler, durchgeführt wurde. Man wollte Erkenntnisse gewinnen, wie Einheimische und Auswärtige die aktuelle Situation der Schloss-Stadt wahrnahmen, um davon Maßnahmen abzuleiten, die die Lebensqualität steigern.
Weitere wichtige Aspekte
Ein Teil der Fragen gehörte zum Standardrepertoire und wurde eins zu eins bereits bei Erhebungen in Leutershausen und Ansbach verwendet. In Rücksprache mit dem Bürgermeister wurden für den zweiten Teil des Fragebogens für Schillingsfürst weitere wichtige Aspekte mit aufgenommen. Zudem konnten die Befragten selbst schreiben, welche Verbesserungen sie sich wünschen.
Julia Leykauff, Ömer Titiz und Mustafa Radha Jassim, drei der insgesamt zwölf Studenten, die daran mitarbeiteten, stellten die Ergebnisse jüngst dem Schillingsfürster Stadtrat vor. Dr. Barbara Hedderich betonte, dass es nicht nur darum gehe, die Mängel aufzudecken, sondern auch darum zu erkennen, was gut läuft. Schillingsfürst brauche sich nicht zu verstecken, ist sie überzeugt.
Derartige Erhebungen, die bei einer Vergabe an ein Unternehmen in der  freien Wirtschaft sehr teuer gewesen wären, nehmen normalerweise bis zu eineinhalb Jahre Zeit in Anspruch. Die Studenten schafften dies während nur eines Semesters. Es besteht aber die Möglichkeit, eine Feinauswertung an die bisherige Analyse anzuschließen.   mes

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