Sonne satt zum Zehnjährigen

Insgesamt 80 Brautpaare pflanzten ihr Obstbäumchen im Hochzeitswald

ROTHENBURG – Strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen sind eigentlich nicht das ideale Pflanzwetter. Dies hielt die 80 Ehepaare, die sich im vergangenen Jahr in Rothenburg das Ja-Wort gaben, allerdings nicht davon ab, ihr eigenes Bäumchen im Hochzeitswald der Stadt zu pflanzen.

Vor traumhafter Stadt-Kulisse zelebrieren die 80 Brautpaare die Pflanzung ihres persönlichen Hochzeitsbäumchens. Fotos: Scheuenstuhl

Wobei die Mitarbeiter des Forstamtes schon gute Vorarbeit geleistet und die Zöglinge an die richtige Stelle gesetzt und ihnen den ersten Halt im Erdreich gegeben hatten – nur um auf Nummer sicher zu gehen. Den mehr oder weniger Frischvermählten blieb dann noch den gehörigen Durst ihres Bäumchens zu stillen. 5500 Liter standen hierfür dank des Tanklasters des Bauhofs bereit. Und natürlich durften Beweisfotos für die eigenhändige Erstpflege des Bäumchens sowie Erinnerungsfotos an dieses besondere Ereignis vor traumhafter Stadtkulisse ebenfalls nicht fehlen.

Die frischgebackenen Hochzeitsbäumchen-Eltern strahlten mit der Sonne um die Wette. Ein wirklich gutes Zeichen. Scheinbar hatte es also doch keinen ersten Ehestreit darüber ge­geben, ob man lieber einen Apfel-, Zwetschgen- oder Birnbaum pflanzen wolle, wie Oberbürgermeister Walter Hartl mit einem Augenzwinkern zunächst vermutete. Oder der Streit war schon längst wieder vergessen.
Für Pflege verantwortlich
Daniel Gros, Leiter des städtischen Forstamtes, betonte, dass das Bäumchen nun den Brautpaaren gehöre und diese somit auch für dessen Pflege, etwa auch den regelmäßigen Obstbaumschnitt, verantwortlich seien. Die Mitarbeiter des Forstamtes sorgen dafür, dass das Gras zwischen den Baumreihen gemäht wird. Daniel Gros bat um Verständnis, dass man die Wiese diesbezüglich nicht wie einen Golf-Rasen behandeln könne.
Pfarrerin Katharina Winkler wünschte den Paaren, dass ihre Ehe „grünt und blüht wie ein schöner Baum“ und „ganz viele Jahresringe“ bekomme. Sie seien nun mit Rothenburger Erde verbunden und ihr Baum schlage Wurzeln, so wie auch sie in Freunden, Familie, Werten und dem Glauben Wurzeln geschlagen haben.
Die Blätter und Früchte des Baumes lassen einen an die Zukunft denken, so die Geistliche weiter. Und bei einigen der Brautpaare hat sich diese bereits schon eingestellt. Der jüngste Nachwuchs, der der Veranstaltung beiwohnte, war knapp einen Monat alt. Genauso wie man den vermeintlich schönsten Tag im Leben mit Familie und Freunden begehen möchte, so wünscht man sich diese wichtigen Bezugspersonen auch bei der Erinnerung daran an die Seite. Dementsprechend groß war heuer der Teilnehmerkreis. Die Vorsitzende der Rothenburger Ortsgruppe des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes und in gewisser Weise „Geburtshelferin“ dieser Aktion, Marion Beugler, geht von weit über 400 Personen aus.
Aber auch diesen Ansturm bewältigten die zwölf beteiligten Gastronomie-Betriebe ohne Probleme und sorgten mit ihren kulinarischen Gaumenfreuden und den erfrischenden Getränken sowohl nach der anstrengenden Wanderung zum Hochzeitswald sowie bereits beim Empfang im Rathaus erneut für eine stimmungsvolle Zeremonie – heuer übrigens zum zehnten Mal.

Beweisfoto, dass sich um das Bäumchen gekümmert wird.

Botschafter der Stadt 

Abgerundet wurde das Ganze durch die „Botschafter“ der Stadt: So kam natürlich der Kellermeister zum Einsatz und die beiden „Tauberesel“ begleiteten die Gäste auf ihrem Weg auf die gegenüberliegende Fluss-Seite. Die Tilly-Wache stand vor dem Rathausportal Spalier und hinterließ damit einen bleibenden Eindruck, wie auch der Spielmannszug, der die musikalische Begrüßung übernahm.
Etwas mehr als die Hälfte der Brautpaare komme nicht direkt aus Rothenburg und Umgebung, erklärte Walter Hartl. Die weiteste Anreise hatte heuer das Ehepaar aus Jever. Aber auch Gerd und Caroline Remer aus Andernach legten einige Kilometer zurück, um bei der Aktion dabei zu sein. Seit mittlerweile 37 Jahren kommt Caroline Remer schon regelmäßig in die Tauberstadt. Sie ist so etwas wie ihre zweite Heimat geworden. Ihr Gerd lernte zunächst sie und dann auch Rothenburg kennen und lieben. Bei einer Wanderung durch die üppige Natur vor den Toren der Stadt kamen sie einst auch am Hochzeitswäldchen vorbei. Begeistert von dieser Aktion – und vor allem weil sich Gerd Remer seiner Gefühle hundertprozentig sicher war – machte er seiner Partnerin direkt an Ort und Stelle einen Heiratsantrag.
Dass dies eher spontan als romantisch war und die Hochzeit an einem Freitag, den 13. stattfand, hielt sie nicht von der Trauung ab. „Es war ein sehr gutes Datum“, sagt Caroline Remer und schwärmt noch heute von der „wunderschönen Trauung“ und der „ganz tollen Ansprache“ der Standesbeamtin, mit der die beiden  weiterhin in Kontakt stehen.   mes

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