Zum Leserbrief „Kein Mitläufer“

Dr. Naser hat betont, unbedingt als Historiker sich äußern zu wollen. Inhaltlich war der Brief jedoch eine Luftnummer, wie ihn jeder andere hätte auch verfassen können. Beispiel: Wer dieses oder jenes an Ämtern in der NS-Zeit inne hatte, kann nicht nur Mitläufer gewesen sein. Was ist das denn? Von einem Historiker hätte ich erheblich mehr Faktenmaterial erwartet, statt solche Vermutungstheorien. Ansonsten erhebt Dr. Naser lediglich den moralischen Zeigefinger. Auch da bedarf es nicht unbedingt eines Historikers. Grundsätzlich aus praktischen Gründen hätte ich die Straße jetzt nicht mehr umbenannt. Siebert war Bürgermeister in Rothenburg von 1908 bis 1919; also lange vor der NS-Zeit. Diese Zeit gilt es vorrangig zu würdigen. Der Stadtratsbeschluss steht aber, so dass ausschweifende Diskussionen entbehrlich sind. Aber auch sonst wurden seltsame Gedankengänge geäußert: „Dr. Gußmann gehört der Kirche des Jahres 2015
an und nicht der Kirche der NS-Zeit.“ Aha. Dann gilt ja sicherlich auch der Umkehrschluss bei anderen Angelegenheiten: nationaldemokratisch denkende Menschen gehören einer Partei des Jahres 2015 an (NPD, AfD), und nicht der Nazipartei aus der NS-Zeit. Wenigstens da hat man mal neue Ansichten gewonnen. Abschließend sei noch festgestellt, dass nicht großer Mut zum Handeln des Dr. Gußmann vonnöten war. Mutig wäre vielmehr gewesen, wenn man aus praktischen Gründen den Straßennamen beibehalten hätte.

Marco Reeb, Rothenburg

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