A-Cappella mit Klang und Herz

„cash n go“ sorgen unterm Sterndach für Begeisterungsstürme beim Publikum

ROTHENBURG – Welch eine klingende, zum Schmunzeln und Staunen einladende schwäbische Melange! Zurecht waren die Zuhörer in der ausverkauften Kornschen Kulturhalle ganz aus dem Häuschen, als die Augsburger A-Cappella-Formation „cash n go“ jetzt bei ihrem zweiten Auftritt unterm Sterndach ihre Trümpfe ausspielte, dass es die reine Freude war.

Intelligente, witzige Bühnenshow und perfekter Ensembleklang: „cash n go“ unterm Sterndach. Foto: Scheuenstuhl

Als da wären: auf den Punkt genauer und austarierter stimmlicher Zusammenklang in einem ganzen Strauß von Arrangements aus eigener Feder, dazu ausgereifte, ausdrucksstarke Einzelstimmen, alles eingebettet in eine herrlich leichte Bühneninszenierung der augenzwinkernden Blödelei und des sich gegenseitig auf den Armnehmens.

Unvergesslich

Schon zum inzwischen 6. Mal sind sie von der Windelsbacher Kulturinitiative WIKI ins hiesige Gäu geholt worden. 2007 hatten sich die Wege zum ersten Mal gekreuzt. 2009 war ein Open-Air-Konzert im Schlossgarten mit den Schwaben angesetzt. Ab der Hälfte musste abgebrochen werden, so sehr schüttete es damals. Kurzerhand wurde in die örtliche Kirche gewechselt – mit unvergesslichen Momenten. Claudia Schauer von WIKI begrüßte gemeinsam mit Markus Potthoff das Publikum unter Sterndach. Dabei rief sie das große verbindende Erlebnis in Erinnerung. Vor zehn Jahren warteten rund 200 Besucher im Gotteshaus, bis die Musiker „die Technik gerettet hatten“. Die Sechs waren nass bis auf die Haut. Eilends wurden so viele Handtücher zusammengeholt, wie nur möglich. Ein denkwürdiger Auftritt folgte. Seitdem ist die Beziehung zwischen der Gruppe und den Windelsbacher Kulturaktivisten eine besondere.

Frotzeleien inklusive

Sie scheint selbst einigermaßen heftigen Wechsel im Personal mühelos zu überdauern. Wie den erst vor kurzem stattgefundenen tränenreichen Abschied vom Cash-n-go-Gründungsmitglied und Frontmann Martin Seiler. Mit Julian Dempf ist ganz aktuell erst seit diesem Jahr ein anderer Tenor und Arrangeur an seine Stelle gerückt.

Als jüngstes Mitglied darf er sich als nicht ganz unwichtiges Teil eines Dreigenerationen-Projektes fühlen. Er wird bei der intelligenten, leichten Bühnenshow ebenso zur Zielscheibe von Anspielungen und Frotzeleien wie am anderen Ende des Altersmaßbands der gebürtige Amerikaner Wayne Wegener, der als Mann an der Stimmgabel, ebenfalls Tenor und Arrangeur, zum heimlichen Liebling avanciert.

Auch was sie sonst noch zu bieten haben an Stimmen und Bühnenpräsenz in ihrer Gruppe, schreibt sich von. Da wäre etwa der einzige weibliche Part, Christina Bianco (Sopran, Arrangeurin). Eine Frau, die nicht nur alles hat, was eine gute Sängerin haben muss, sondern auch als Mutter der kleinen Kompanie überzeugt. Außerdem Thomas Haala. Er ist organisatorischer Leiter und reißt das Publikum als Countertenor an diesem Abend als Edith Piaf („Je ne regrette rien“) und als Robin Gibb (Bee Gees) mit einem Medley der größten Erfolge der Gruppe von den Sitzen. Bariton Thomas Steingruber (Steini) und Bass Markus Schmoll (Schnorre) machen das schwäbische A-Cappella-Harmonium mit unverwechselbarer Note perfekt an diesem Abend bei „Kunst Kultur Korn“.

Dass es sich bei „cash n go“ um Amateure beziehungsweise Semi-Profis handelt, macht die Sache umso bemerkenswerter. Seit 2002 sind sie gemeinsam unterwegs: die Prophylaxehelferin Christina Bianco, der Hörgeräteakustiker Thomas Haala, der Sprachlehrer Wayne Wegener, der medizinische Gutachter Thomas Steingruber und der Außendienstmitarbeiter Markus Schmoll.

Der Psychologie-Student Julian Dempf bringt jetzt als Nachfolger von Gründungsmitglied Martin Sei-ler einen ganzen Schwung Jugendlichkeit und mit seinen Arrangements auch eine Spur neue Note mit.

Aber so unterschiedlich sie auch sind – die einzelnen Persönlichkeiten, so rund und einzigartig klingt das Ensemble. Da ist eine homogene Einheit am Werk. Zudem darf jeder Einzelne auch solistisch glänzen. Das Repertoire ist durchweg von Seiler, Wegener, Bianco und Dempf arrangiert. Dabei handelt es sich um eigene Interpretationen eingängiger Rock-, Pop- und R&B-Hits. Auch launige Schlager an emotionale Balladen sind geboten und selbst anspruchsvoller Jazz.

Ansprechender Mix

Zum Konzert unters Sterndach haben „cash n go“ einen großen Mix bekannter Rock-, Pop- und Filmsongs mitgebracht. „Bohemian Rhapsody“ und Queen lassen ebenso grüßen wie „No Roots“ von Alice Merton oder „7 Years“ von Lukas Graham. Als die Sechs mit Kostproben zum Halali durch die Geschichte des Eurovision-Song–Wettbewerbs blasen, gibt es fürs Publikum ein pfiffiges Aha-Erlebnis nach dem anderen. Ein Schwung durch „Bollywood“ (Jaro Messerschmidt), eine Verneigung vor Simon & Garfunkel („Bridge over troubled water“), Chris de Burghs „Don’t pay the ferryman“, Ed Sheerans „I see fire “ (aus Hobbit, Smaugs Höhle) und „Mad World“ von Tears for Fears.

Nicht fehlen dürfen „Major Tom“ von Peter Schilling, „The unknown Stuntman“ von Lee Majors aus „Colt für alle Fälle“ und „Top of the world“ von den Carpenters. Mit alpenländischer Exotik und ausdrucksstarker Seele schicken „cash n go“ ihr beglücktes Publikum auf den Heimweg. „Fia di“ (für dich) von Hubert von Goisern erklingt. Es wird zum Abendlied mit besonderer Tiefe. -ww-

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