Freude am Mitmachen ist die Essenz

Seit 1974 entwickeln sich die Reichsstadt- und Historien-Festtage mit Höhen und Tiefen ständig weiter

ROTHENBURG – Die Kombination der Reichsstadt-Tage mit dem Historienfest, wie sie 1974 ins Leben gerufen wurde, war wohl eine der erfolg­reichen Ideen für Rothenburgs Vermarktung. Was nun zum 43. Male veranstaltet wurde, dürfte noch länger Bestand haben, denn mittelalterliche Geschichte als Spektakulum ist mehr denn je gefragt.

Ein Klassiker: Gruppe mittelalterliche Rechtspflege mit Gerichtsverhandlung.  Fotos: diba

Ein Klassiker: Gruppe mittelalterliche Rechtspflege mit Gerichtsverhandlung. Fotos: diba

Die Konkurrenz unter ähnlichen Ereignissen in deutschen Landen ist noch nie so groß gewesen und deshalb sind Unterscheidungsmerkmale gefragt. Der fotografische Rundgang beim diesjährigen Reichsstadt-Fest und die dabei geführten Gespräche zeigten, dass wieder mehr von der ursprünglichen Essenz spürbar ist wie sie in der Anfangszeit überall präsent war: es geht um die Freude am Mitmachen gepaart mit Idealismus für die Sache. Bemerkenswert oft wurde das Publikum durch unterhaltsame szenische Darstellungen in den einzelnen Gruppen erfreut. Historische Schlaglichter zum Greifen nahe!

Zu verbessern gibt es immer etwas, aber die Richtung mit mehr Regie und auch der Beteiligung von geeigneten auswärtigen Gruppen scheint zu stimmen. Das Spektrum ist groß und reicht von der Stadtpfeifferey und ihrer anspruchsvollen Umsetzung von Musik und Tänzen der Renaissance über die bewährte Herrngassen-Belegung mit Gerichtsverhandlung und Bäckertaufe als Aufhänger bis zu solidem Handwerk wie den Schmieden oder den Korbmachern auf dem Kapellenplatz.

Zwar fehlen die alte Klingen-Kerwa und manch anderes wie die schöne Rokoko-Gruppe, aber dafür gibt es auch neue Entwicklungen. Die Feuerwehrvorführungen von anno da­zumal machen sich gut in der Gal­gengasse, die Belebung der Torbasteien wie am Klingentor mit einer Schlacht oder in den Wallgräben kommt an.

Die Stadtpfeifferey trat im Montessori-Garten, in der Burg und an der Wolfgangskirche auf.

Die Stadtpfeifferey trat im Montessori-Garten, in der Burg und an der Wolfgangskirche auf.

Dem Rothenburger Dauer-Erfolg solcher Veranstaltungen kommt die bundesweit gewachsene Szene der Mittelalter-Anhänger entgegen, manche Händler ziehen fast das ganze Jahr von einem zum nächsten Folklore-Historien-Ereignis. Was einst grausame Realität war, unter der Menschen litten, ist heute Spaß an der Freud. Und ein bisschen Freilicht-Theaterspiel, bei dem die einen ihre Alltagsrolle wechseln und damit andere begeistern. Rothenburgs Reichsstadttage als Ereignis für die Familie, bei dem nicht nur der Schwertkampf der Ritter gefällt. diba

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